Kam, sah und traf: Mike Hanke. Kicker
Bundestrainer Jürgen Klinsmann veränderte seine Startelf gegenüber dem 4:3-Auftaktsieg gegen Australien auf drei Positionen: Neben der Rotation im DFB-Tor Lehmann spielte diesmal für Kahn, der wegen Rückenproblemen nicht einmal im Kader war standen auch Deisler und Asamoah von Beginn an auf dem Platz. Deisler ersetzte im Mittelfeld Schneider und Asamoah ging für seinen neuen Schalker Mannschaftskollegen Kuranyi auf Torjagd. Tunesiens Coach Roger Lemerre nominierte nach der 1:2-Niederlage gegen Argentinien sogar sieben neue Akteure: Die etatmäßige Nummer 1, Boumnijel, stand wieder für Fadhel zwischen den Pfosten und mit Santos und Jaziri für Guemamdia sowie Benachour bot Lemerre diesmal einen Zwei-Mann-Sturm auf. Zudem spielten Abdi, Clayton, Nafti und Ghodhbane für Saidi, Ayari, Essedri und Mhadhebi.
Die Zuschauer im ausverkauften Rhein-Energie-Stadion in Köln sahen einen viel versprechenden Beginn, denn beide Mannschaften agierten mit hohem Tempo und suchten den direkten Weg in die Offensive. So kam die DFB-Elf bereits in der vierten Spielminute zu ihrer ersten Möglichkeit: Asamoah war auf halblinker Position durch, übersah allerdings den im Zentrum frei stehenden Deisler und scheiterte am tunesischen Schlussmann Boumnijel. Doch auch der Afrika-Meister versteckte sich nicht und kam fünf Minuten später selbst zu einem gefährlichen Vorstoß. Santos setzte mit einem tollen Pass seinen Sturmpartner Jaziri in Szene, der Lehmann mit einem Heber überwinden wollte, mit diesem aber klar neben das deutsche Tor zielte (9.). Nach dieser schwungvollen Anfangsviertelstunde bekamen die Klinsmann-Schützlinge immer mehr Probleme mit den agressiven Tunesiern, die den Ballführenden stets sofort mit zwei Mann attackierten und die Offensivbemühungen der Deutschen somit bereits im Keim erstickten. In der 22. Minute sah Friedrich nach einem überflüssigen Foulspiel an der linken Außenlinie seine zweite Gelbe Karte in diesem Turnier und fehlt Bundestrainer Jürgen Klinsmann somit im letzten Gruppenspiel gegen Argentinien. Nach dem fälligen Freistoß kann der aufgerückte Abdi den Ball mit dem Hinterkopf touchieren, doch das Leder ging knapp am Gehäuse von Lehmann vorbei. Der Keeper der Deutschen stand auch vier Minuten später im Mittelpunkt. Clayton zog einen Eckstoß direkt auf das Tor und Lehmann musste bei seiner Rettungsaktion auf der Linie Kopf und Kragen riskieren, da Hitzlsperger am kurzen Pfosten nur tatenlos zusah (26.). Erst in der Schlussphase des ersten Abschnitts konnte sich Deutschland etwas von der Umklammerung befreien. Nach einer Ecke von Schweinsteiger gewann Ballack in der Mitte das Kopfballduell, doch Clayton konnte die Chance per Kopf auf der Linie entschärfen. Bis zum Seitenwechsel blieben lediglich noch zwei Distanzschüsse von Schweinsteiger (39.) und Desiler (44.), die beide über das Ziel hinausgingen und nochmals die Harmlosigkeit der DFB-Elf in den ersten 45 Minuten unterstrichen.
Kurz nach der Halbzeitpause waren die Aktionen der deutschen Auswahl zwingender und konsequenter, so dass endlich der nötige Druck auf die Afrikaner ausgeübt werden konnte. Doch mehr als ein Schuss von Podolski aus 15 Metern (50.), den Keeper Boumnijel zur Ecke fausten konnte, sprang auch aus dieser kurzen Drangphase der deutschen nichts Zählbares heraus. Ganz im Gegenteil, in der Folgezeit waren wieder die Tunesier die kampfstärkere und spielerisch bessere Mannschaft, so dass die Afrikaner ein ums andere Mal gefährliche Akzente in der Offensive setzen konnten. So war es in der 56. Minute der gebürtige Brasilianer Santos der im Strafraum auf Chedli ablegte, doch Lehmann konnte den Schuss des Tunesiers mit einer tollen Parade zur Ecke lenken. Auch in der Folgezeit agierten die Klinsmann-Schützlinge nach vorne viel zu umständlich, es fehlte weiterhin die klare Linie. Schweinsteiger vergab kläglich aus kurzer Distanz, als er den Ball im Strafraum der Afrikaner vertendelte (68.). Erst eine schöne Einzelaktion von Ballack brachte die lang ersehnte Führung für die Deutschen. Der Kapitän war im Strafraum nur durch ein Foul zu stoppen und verwandelte den fälligen Elfmeter sicher zum 1:0 (74.). Jetzt gewann das deutsche Team an Sicherheit und gefiel dann doch noch durch flüssiges Kombinationsspiel. Das 2:0 war dann das Produkt einer solchen Ballstafette: Deisler bediente Podolski, der die Kugel perfekt auf Schweinsteiger weiterleitete. Der Bayern-Spieler tanzte dann noch Boumnijel aus und vollstreckte gekonnt zum 2:0 (80.). In der Schlussphase spielte nur noch die DFB-Auswahl, die durch den kurz zuvor eingewechselten Hanke in der 88. Minute gar noch auf 3:0 erhöhte. Zunächst war der Neu-Wolfsburger noch am tunesischen Keeper gescheitert, den Nachschuss versenkte der Joker dann ohne Probleme.
Nach dem Sieg Argentiniens im Abendspiel stehen Deutschland und Argentinien somit im Halbfinale, Tunesien und Australien sind draußen.