Dort, wo ansonsten lauter Jubel bei Toren des FC Bayern aufbrandet, die Heim-Elf angefeuert, der Gegner ausgepfiffen wird, herrschte am Freitagnachmittag fast andächtige Stille. Der Himmel über der Allianz-Arena zeigte sich in bayerischem weiß-blau, als die Familie, Prominente aus Politik und Sport, Weggefährten, die Mannschaft des FC Bayern und Fans Abschied vom am 7. Januar verstorbenen Franz Beckenbauer nahmen.
Zu Beginn legten elf Weggefährten, angeführt von Paul Breitner, Blumen am Mittelkreis nieder, Star-Tenor Jonas Kaufmann sang "Con te partiro", die italienische Version von "Time to say Goodbye". Als erster Redner nannte FCB-Präsident Herbert Hainer Beckenbauer "ein Münchner Kindl, das zum Weltbürger wurde, aber nie vergessen hat, wo es hergekommen ist." Hainer stellte den Menschen Beckenbauer in den Vordergrund, bezeichnete ihn als "Vorbild für alle Generationen." Und: "Wir hatten das Glück, eine Kaiserzeit zu erleben. Der FC Bayern wird auf ewig ein Kaiserreich bleiben."
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte den Fußballer Beckenbauer, dann aber vor allem dessen Verdienste für Deutschland. "Für uns alle war er ein Glücksfall, wir nehmen Abschied von einem großen Deutschen." Steinmeier betonte Beckenbauers Einsatz für andere, beispielhaft mit der seit über 40 Jahren existierenden Franz-Beckenbauer-Stiftung. "Als diplomatisches Naturtalent ist er zum beliebtesten Botschafter unseres Landes geworden, hat sich um unser Land verdient gemacht." Vor allem brachte er die WM 2006 nach Deutschland, das Sommermärchen. Aber mehr als das, wie Steinmeier sagte: "Er hat uns einen neuen, freundlichen Blick auf unser Land geschenkt, das vergessen wir nicht. Danke, Franz Beckenbauer."
Nach einem kurzen Film, der seine Karriere zeigte, erhoben sich die rund 30.000 Zuschauer in der Allianz-Arena und applaudiertem ihrem Kaiser lange. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder würdigte den Verstorbenen als "eine zeitlose Ikone".
Das Sommermärchen als "Meisterstück"
Den emotionalen Höhepunkt erreichte die Gedenkfeier bei der Rede von Ehrenpräsident Uli Hoeneß. "Er war ein Mensch, der bescheiden war, nie den großen Max hat heraushängen lassen." Die WM 2006 ins eigene Land zu holen, nannte Hoeneß das Meisterstück Beckenbauers. "Die Allianz-Arena wäre ohne die WM nie gebaut worden." Immer wieder unterbrach Applaus die Rede. Die Aufbruchstimmung von damals, die wünscht sich Hoeneß für Deutschland wieder: "Wir müssen wieder dahin kommen, dass alle stolz sind." Aber: "Die AfD möchte ich nicht dabei haben."
Das Glück habe Beckenbauer nach dieser WM verlassen, so Hoeneß, vor allem mit dem Tod seines Sohnes Stephan. Hoeneß sparte auch nicht mit Kritik am Umgang mit Beckenbauer im Zuge der WM-Affäre. "Ich habe Franz zu Lebzeiten immer gewünscht, dass er noch mehr Respekt bekommt und nach seinem Tod keine Scheinheiligkeit. Das ist leider nicht hundertprozentig aufgegangen."
Hoeneß schloss mit den Worten: "Du fehlst mir sehr. Ruhe in Frieden. Einen Frieden, den Du leider in den letzten Jahren nicht in der Form genießen konntest, wie Du ihn verdient hattest."
Schon vor der offiziellen Gedenkfeier spielte eine Blaskapelle unter anderem "New York, New York", der Saxofonist Noah Fischer "My Way". Und der weltberühmte Tölzer Knabenchor intonierte den Beckenbauer-Hit "Gute Freunde". In der Südkurve, gegenüber der Rednerbühne, hing ein Plakat mit der Aufschrift: "Die Lichtgestalt geht auf die letzte Reise - Ruhe in Frieden, Kaiser!"
Über die Video-Leinwand liefen eindringliche Bilder aus Beckenbauers Leben: "Solche Mythen musst Du dir erarbeiten", sagte er darin über den FC Bayern. Das gilt auch für ihn, er hat es zeitlebens geschafft. Möge er in Frieden Ruhen.