Von Beginn an ergab sich den Berlinern ein aus dem Ligaalltag ungewohntes Bild: Union Saint-Gilloise hatte wenig Interesse daran, selbst das Spiel zu machen, sodass Union selbst das Spiel gestalten musste. Die Elf von Trainer Urs Fischer, der trotz der Nullnummer gegen Köln wenig Gründe sah, sein Team groß zu verändern und einzig Thorsby anstelle von Laidouni brachte, hatten somit zeitweise 75 Prozent Ballbesitz in der Anfangsphase.
Saint-Gilles-Coach Karel Geraerts hatte sein Team nach dem 2:1 gegen KAS Eupen auf vier Positionen verändert, unter anderem der an Wadenproblemen laborierende Kapitän und Leistungsträger Teuma nahm vorerst auf der Bank Platz. Die Belgier ließen sich in den Anfangsminuten tief in die eigene Hälfte drängen und sahen sich hohen Bällen hinter die Kette sowie gefährlichen Halbfeld-Flanken konfrontiert.
Achtelfinal-Hinspiele
Bereits nach zehn Minuten hatte Stürmer Becker deshalb zwei gute Chancen verbuchen können (8., 9.), nach 16 Minuten hatte Behrens die große Chance auf die Führung, scheiterte aber wie zuvor sein Teamkollege am gut aufgelegten Moris im Saint-Gilles-Tor.
Behrens im Pech - Juranovic nimmt Maß
Erst nach etwas mehr als 20 Minuten traute sich dann auch Union Saint-Gilloise aus der eigenen Hälfte - und belohnte sich prompt mit der ersten guten Gelegenheit. Dabei war jedoch auch reichlich Mithilfe aus Reihen der Berliner erforderlich: Behrens fälschte Bonifaces Distanzschuss unhaltbar für Rönnow ab (28.).
Union Berlin ließ sich vom Rückschlag zwar nicht beirren, hatte in der Folge aber zunehmend Probleme, durch die gut organisierte gegnerische Abwehr zu Torchancen zu kommen. Erst in der Schlussphase des ersten Durchgangs sollte sich wieder eine gute Möglichkeit bieten - und die nutzte der FCU eiskalt aus.
Bei einem Freistoß aus 18 Metern nahm Juranovic, der zuvor bereits mit gefährlichen Flanken und guten Laufwegen auffiel, Maß und zirkelte den Ball über die löchrige Mauer und exakt in den Torwinkel (42.)
Zwei Konter treffen Union ins Mark
Nach Wiederanpfiff änderte sich nichts am Spielverlauf: Berlin machte das Spiel, Saint-Gilles zog sich zurück, lauerte - und traf den Gastgeber erneut ins Mark. Die Berliner, die sonst selbst für ihre gefährlichen Konter bekannt sind, erlaubten sich in Person von Trimmel im Spielaufbau einen folgenschweren Fehler, den Vertessen auszunutzen wusste (58.).
Erneut liefen die Berliner also einem Rückstand hinterher, sodass Fischer sich gezwungen sah, frische Kräfte ins Spiel zu bringen. Kaum waren Laidouni und Haberer neu dabei, kam frischer Wind in die Offensive. Zwar vergab Jordan die große Chance auf den Ausgleich (65.), doch kurz danach sollte er dennoch mit seinen Teamkollegen jubeln. Nach Burgess' Handspiel intervenierte der VAR. Knoche vergab den fälligen Elfmeter zunächst, im Nachschuss traf Unions EL-Toptorschütze (vier Tore) dann aber zum erneuten Ausgleich (69.).
Der sollte jedoch nicht lange Bestand haben, nur drei Minuten später stand die Union-Defensive erneut sträflich offen. Über die starken Vertessen und Boniface lief der nächste Konter, den Letzterer zum 3:2 in die Maschen schob (72.).
Michel setzt den Schlusspunkt
Die Belgier wähnten sich bereits siegreich, verteidigten die Führung gut vom eigenen Tor weg und ließen keine zwingenden Chancen mehr zu. Doch als El Azzouzi Diogo Leites langen Ball unfreiwillig für einen von Fischers weiteren Jokern, Michel, auflegte, sollte es doch noch mit dem dritten Ausgleich in dieser Partie klappen. Der Stürmer traf trocken mit rechts (89.) und verschaffte seinem Team damit eine gute Ausgangslage für das Rückspiel in Saint-Gilles, das am kommenden Donnerstag (21 Uhr) steigt.
Für den deutschen Hauptstadtklub geht es zuvor am Sonntag (19.30 Uhr) zum VfL Wolfsburg, Saint-Gilles ist eine Stunde zuvor beim unangefochtenen Spitzenreiter KRC Genk zu Gast.