Portugals Nationalcoach Fernando Santos baute in seinem 4-3-1-2 auf Wolfsburgs Vieirinha als Rechtsverteidiger. Für Neu-Bayer Renato Sanches blieb kein Platz in der Startelf, der 18-jährige Jungstar saß vorerst auf der Bank.
Islands Trainergespann Lars Lagerbäck und Heimir Hallgrimsson bot in Gylfi Sigurdsson einen Ex-Hoffenheimer und in Bödvarsson einen Lauterer auf. Augsburgs Torjäger Finnbogason schaute zunächst zu - an der Seite von Altmeister Gudjohnsen, ehemals beim FC Barcelona.
Erste Großchance für Gylfi Sigurdsson
Auch ohne den 37-Jährigen begann Island forsch und offensiv. So gelang es dem Underdog, Portugal auf dem falschen Fuß zu erwischen. Schnell hatten die Nordeuropäer eine Großchance: Gylfi Sigurdsson durfte frei vor Rui Patricio abziehen, fand aber in ihm seinen Meister (3.). Zwar hatte Nani nur wenig später per Kopf von der Strafraumgrenze den ersten Abschluss der Iberer (5.), trotzdem dauerte es eine ganze Weile, ehe die Selecao eine Lösung gegen das Defensivkonzept von Lagerbäck und Hallgrimsson fand.
Nani nutzt die vierte Chance - 1:0
Lange hatte Portugal zwei Drittel Ballbesitz, gewann in der Anfangsviertelstunde aber lediglich 35 Prozent der Zweikämpfe. Erst nach gut 20 Minuten wurde die Santos-Elf zwingender. Sie trug viele Angriffe über die rechte Flanke vor, Vieirinha war ein Aktivposten. Nani bot sich die erste Großchance per Kopf aus vier Metern, doch Halldorsson reagierte klasse (21.). Kurz darauf blieb Ronaldo zweimal erfolglos (23., 26.). Dann brach der Bann: Nani krönte eine feine Kombination mit einem flachen Abschluss im Fünfmeterraum mit seinem ersten EM-Tor überhaupt - 1:0 (31.).
Nach dem Rückstand sah sich Island weiteren Angriffen der Seleçao ausgesetzt, allerdings überstand der Außenseiter diese ohne weiteren Gegentreffer bis zur Pause.
Bjarnasons Ausgleich - aus heiterem Himmel
Der Ausgleich: Birkir Bjarnason (#8) nimmt eine Flanke volley und überwindet Rui Patricio. getty images
Nach dem Seitenwechsel ergriff Portugal wieder die Initiative - und wurde kalt erwischt: Vieirinha verlor Bjarnason nach einer Gudmundsson-Flanke aus den Augen, der Blondschopf nahm die Hereingabe volley und überwand Rui Patricio. So traf Island mit dem ersten Schuss seit Gylfi Sigurdssons Großchance in der dritten Minute zum Ausgleich (50.). Mit einem Male war der Underdog zurück im Geschäft, glaubte wieder an sich und warf sich in jeden Zweikampf.
Gruppe F - 1. Spieltag
Das 1:1 war durchaus ein Wirkungstreffer für das Santos-Team, das erst einmal paralysiert anmutete und einige Minuten brauchte, um zurück in die Spur zu finden. Dann verpasste Nani per Kopf um Zentimeter das Tor (71.), der eingewechselte Quaresma scheiterte an Halldorsson (78.), Pepe nickte nach einer Ecke vorbei (82.) und Ronaldo köpfte zu unplatziert (85.).
Diese Fahrlässigkeit in der Chancenverwertung hätte sich beinahe gerächt, hatte Joker Finnbogasson doch das Siegtor auf dem Fuß. Der Augsburger zog aus rund zwölf Metern ab - und scheiterte an Rui Patricio (86.). Trotzdem war das Resultat ein Coup für die Nordeuropäer, denn es blieb beim 1:1.
Will Portugal die Gruppe gewinnen, so stehen die Iberer bereits im zweiten Gruppenspiel am Samstag (21 Uhr) im Pariser Prinzenpark gegen Österreich unter Druck. Island spielt um 18 Uhr in Marseille gegen Ungarn.