Die Ausgangslage und das Ziel war klar: Am Ende des Spiels gegen Spezia Calcio sollte für Milan Platz 1 stehen - einen Punkt vor (und ein Spiel mehr als) Inter. Entsprechend engagiert gingen die Rossoneri ins Spiel, eine schnelle Führung war das, was Milan nach dem kräftezehrenden Pokalspiel gegen Genua (3:1 n.V.) am vergangenen Donnerstag anstrebte. Erste Chancen ließen nicht lange auf sich warten, aber Rafael Leao verfehlte den Torerfolg zweimal knapp (2. und 16. Minute) - bei seiner zweiten Chance stach Spezia-Keeper Provedel mit einer ersten Glanztat hervor.
Provedel erst stark, dann nachlässig und zögerlich gegen Rafael Leao
Als Provedel auch gegen Ibrahimovic parierte (27.), ebbte der Druck der Hausherren etwas ab, Spezia sorgte für etwas Entlastung, brachte sich dann aber kurz vor der Pause selbst in Not. Nach einem Einwurf zum eigenen Torwart verarbeitete Provedel den Ball extrem schlecht, sodass Rafael Leao dazwischen spritzen konnte. Beide prallten zusammen - und der etwas verwirrte Schiedsrichter entschied zunächst auf Abseits. Da der Ball jedoch von Spezias Linksverteidger Reca kam, war dies eher Unsinn. Milan protestierte, erzwang den Gang des Referees in die Review Area, wo er dann eindeutig auf Elfmeter für die Mailänder entscheiden konnte. Theo lief an, verlud den Keeper, schob aber auch den Ball knapp am rechten Pfosten vorbei (45.+1).
Der Gast aus Ligurien atmete tief durch und wähnte sich schon mit einem 0:0 in der Halbzeit, als ein weiter Ball in ihre Hälfte flog. Provedel zögerte beim Rauslaufen - und Rafael Leao lupfte locker zum 1:0 für Milan (45.+1). Die Elf von Coach Stefano Pioli war auf Spitzenreiter-Kurs - und die Führung war aufgrund der Spielanteile und Chancen hochverdient.
Milans Kräfte lassen nach - Joker Agudelo sticht
Nach dem Seitenwechsel drängten die Rossoneri auf eine schnelle Vorentscheidung, aber Spezias Abwehr stand gut sortiert und Milans Angriffsbemühungen wurden immer durchschaubarer - schlechte Standards taten ihr Übriges, um La Spezia im Spiel zu halten.
Und die Ligurier spürten, wie die nachlassenden Kräfte den Rossoneri zu schaffen machten, speziell in den Zweikämpfen ging ihnen nach rund einer Stunde die Intensität verloren. Die Gäste nutzten das in der 64. Minute eiskalt aus, Joker Agudelo nutzte eine messerscharfe Hereingabe von Verde zum 1:1-Ausgleich - aus wenigen Metern drückte der Stürmer die Kugel unhaltbar für Torwart Maignan in die Maschen. Milan war nun angeknockt, offenbarte wieder zu viele Lücken, doch ein zweites Mal wurden sie vorerst nicht bestraft. Erst ab der 80. Minute legten Ibrahimovic & Co. dann wieder den Vorwärtsgang ein und schnürten den Außenseiter immer mehr ein.
Nachspielzeit: Drama in fünf Akten
Spezias Emmanuel Gyasi (re.) bejubelt den Siegtreffer. imago images/ZUMA Press
Richtig dramatisch wurde es aber erst in der Nachspielzeit: Ibrahimovic scheiterte per Drehschuss an Provedel (90.+1). Rebic wurde beim Abschluss gefoult, der Ball rollte weiter zum völlig freistehenden Junior Messias, der den Ball ins linke ober Eck nagelte (90.+3) - unglücklicherweise für die Lombarden hatte der Referee jedoch das Foul an Rebic Millisekunden vor dem Torschuss abgepfiffen. Ibrahimovic donnerte den daraus resultierenden Freistoß fast unter die Latte - Provedel parierte stark (90.+4). Und bei der nachfolgenden Ecke köpfte "Ibra" aufs kurze Eck, Provedel wischte den Ball kurz vor der Linie an die Latte (90.+5).
Doch damit nicht genug: Milan stürzte von einer Minute zur anderen in eine immer größer werdende Fassungslosigkeit - und eröffnete Spezia Calcio tatsächlich noch die Möglichkeit zu einem letzten, fatalen Konter. Der eingewechselte Kovalenko legte quer zum mitgelaufenen Gyasi, der den Ball mit der letzten Aktion des Spiels eiskalt ins lange Eck schob zum 2:1-Siegtreffer (90.+6).
Für Milan war der Traum von Platz 1 geplatzt, Spezia revanchierte sich unterdessen für die knappe Heimniederlage (1:2) gegen die Rossoneri im vergangenen September und freute sich über wichtige drei Punkte im Kampf gegen den Abstieg.