Ob es möglich sei, heute zu gewinnen, wurde Mercedes-Fahrer George Russell kurz vor dem Start des Großen Preises von Österreich gefragt. "Nur, wenn Max einen Unfall hat", lautete der durchaus ernstgemeinte Scherz des Briten, der Recht behalten sollte.
Verstappen war in der Steiermark zuvor der große Dominator, entschied alle Sessions für sich. Im Qualifying am Samstagnachmittag war der amtierende Weltmeister auf Grund der Kürze der Strecke beeindruckende vier Zehntel schneller als sein größter Konkurrent Lando Norris - die Vorzeichen für das Hauptrennen waren also klar.
Beim Start gab es keine Überraschung, Verstappen behauptete sich recht mühelos gegen Norris und erarbeitete sich zudem direkt einen komfortablen Vorsprung. Dahinter kämpften die beiden Mercedes gemeinsam mit Carlos Sainz um Platz drei, während sich Charles Leclerc zuvor beim Start den Frontflügel kaputt fuhr und nach der ersten Runde an die Box musste.
Nico Hülkenberg konnte seinen neunten Startplatz derweil behaupten, durch Leclercs Rückfall war der einzige Deutsche im Fahrerfeld vorerst Achter. Nach zwölf Runden musste der Haas-Pilot jedoch bereits an die Box, um sich frische harte Reifen zu holen. Der Verschleiß war bei Streckentemperaturen um die 50 Grad sehr hoch. An der Spitze wuchs Verstappens Vorsprung Runde für Runde an, dem Niederländer konnte keiner folgen - ähnliche Szenen wie beim Sprintrennen tags zuvor gab es zunächst nicht.
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Leclercs Fiasko fand zeitgleich kein Ende, der Monegasse konnte im Ferrari nicht aufholen und musste sich bereits in Runde 18 zum zweiten Mal frische Reifen aufziehen. Teamkollege Sainz konnte derweil Russell nicht folgen, generell tat sich in den Top 7 nicht viel.
Fehler von Red Bull an der Box
Verstappen und Norris holten sich nach Runde 23 parallel frische harte Reifen. In der Boxengasse kam es dabei zu einem kleinen Zwischenfall, als Verstappen zu früh wieder losgeschickt wurde und Norris dadurch behinderte. Eine Strafe gab es für den Niederländer aber nicht.
Neues von Leclerc gab es in Runde 35, zum dritten Mal wurde er zum Reifenwechsel gerufen. Positionswechsel in den Punkterängen gab es lange Zeit keine, beide Haas hielten sich überraschend stabil auf Platz acht und neun. Ab Runde 40 meckerte Verstappen über die Reifen, der Vorsprung auf Norris begann zu schmelzen - jedoch nur minimal. Zwölf Runden später wurden beide erneut an die Box geholt. Bei Red Bull klemmte ein Reifen, was insgesamt gut vier Sekunden kostete.
Norris und Verstappen schlitzen sich die Reifen auf
Das Rennen war plötzlich spannend, weil Norris den restlichen Rückstand schnell gutmachte und drei Runden später zur ersten Attacke ansetzte. Verstappen konnte durch ein hartes Bremsmanöver erst noch abwehren, doch der McLaren-Fahrer blieb hartnäckig. In Runde 59 stach Norris oben am Berg zu, blockierte jedoch sein rechtes Vorderrad und kam dadurch von der Strecke - zum vierten Mal im Rennen, was eine Strafe zur Folge haben sollte.
Das Duell blieb dennoch hochspannend - und führte zur Kollision: In Runde 64 probierte es Norris am Berg außen herum, Verstappen zog leicht rüber, was zur Berührung führte. Beide schlitzten sich die Reifen auf und schleppten sich in die Box. Norris musste seinen McLaren komplett abstellen, Verstappen konnte weitermachen und kam letztlich als Fünfter ins Ziel. Der Weltmeister bekam zwar eine Zeitstrafe von zehn Sekunden, diese hatte aber keine Auswirkungen.
Lachender Dritter war derweil Russell, der an den beiden Streithähnen vorbeizog und als Erster ins Ziel kam - sein erst zweiter Sieg seiner Karriere. Hinter dem Mercedes-Fahrer fuhren Oscar Piastri und Sainz aufs Podium. Hülkenberg musste als Sechster bis in die letzte Kurve um seinen Platz kämpfen, der Deutsche konnte Sergio Perez im deutlich stärkeren Red Bull aber hinter sich halten und fuhr wichtige WM-Punkte ein.
Bereits am kommenden Wochenende geht es in der Formel 1 weiter, in Silverstone steigt der Große Preis von Großbrittanien.
