Keine Überraschungen in personeller Hinsicht. Deutschlands Teamchef Rudi Völler nominierte Jörg Böhme für die linke Außenbahn. Englands Teammanager Sven-Göran Eriksson konnte auf die Dienste von David Beckham zurückgreifen, den es zuletzt in der Leiste zwickte.
Die "deutsche" Gruppe im Überblick
Das Spiel brauchte fünf Minuten, bis es in die Gänge kam. Dann übernahm die Völler-Elf die Initiative. Im Mittelfeld zeigte sie sich bissig und kombinationssicher. Ballack, Deisler und Hamann erspielten ein optisches Übergewicht, das Jancker mit der ersten Chance für das deutsche Team in zählbaren Erfolg ummünzte (6.). Dabei profitierte der Bayern-Stürmer von einem genauen Kopfball-Zuspiel Neuvilles, der sich im Rücken der englischen Innenverteidigung frei gestohlen hatte.
Allerdings gab die Führung der DFB-Elf keine Sicherheit. Die englische Mannschaft, über die gesamte Spielzeit angetrieben von dem enorm fleißigen Beckham, deckte so manche Lücke in den Reihen der Deutschen auf, die besonders in der Abwehr große Probleme hatten. Deshalb dauerte es nicht lange, bis sich Zählbares einstellte. Gary Neville lupfte den Ball über die herausrückende Abwehr, Nick Barmby legte per Kopf auf Michael Owen ab, der nur noch ins leere deutsche Tor einzuschieben brauchte (13.).
Das Spiel war gewendet. Fortan bestimmte die Eriksson-Elf klar das Geschehen. Sowohl über kurzes Direktspiel als auch über weite Flugbälle aus der englischen Abwehr heraus, wirbelte Michael Owen die Dreierreihe um Nowotny durcheinander.
Unmittelbar vor und nach dem Halbzeitpfiff entschied sich die Partie. Erst hämmerte Steven Gerrard aus rund 25 Metern den Ball ins untere linke Eck (45.+2) zur Führung der Engländer, dann befand sich die in der Halbzeit neuformierte Hintermannschaft des DFB - Wörns ging, Asamoah kam und Rehmer rutschte nach hinten - noch im Tiefschlaf, als Heskey Owen bediente, der aus sieben Metern Kahn keine Chance ließ (47.).
In der Folge ließen sich die Engländer fallen, Deutschland gewann wieder mehr Spielanteile, doch das Spiel der Völler-Elf war zu plan- und ideenlos durch die Mitte angelegt, wo Sol Campbell und Rio Ferdinand ein undurchlässiges Bollwerk aufbauten. Zudem hatten die Engländer mit Gerrard im defensiven Mittelfeld einen starken Abfängjäger, der das 4:1 durch Owen - es war der dritte Treffer des 21-Jährigen - mustergültig vorbereitete.
Unter dem Strich kam der 5:1-Sieg der Engländer einer Demontage des DFB-Teams gleich, da die Eriksson-Elf nach dem frühen Rückstand deutlich mehr für das Offensivspiel tat und mit Owen den überragenden Mann stellte.
Es war erst die zweite Niederlage für Deutschland in einem WM-Qualifikationsspiel (0:1 gegen Portugal am 16. Oktober 1985). Insgesamt war es für deutsche Nationalmannschaften die zweithöchste Heimniederlage (am 24. Mai 1931 in Berlin 0:6 gegen Österreich).
Damit muss Deutschland wieder ernsthaft um die direkte Qualifikation für die WM in Japan und Südkorea bangen.