Bundestrainer Julian Nagelsmann musste nach dem 1:1 gegen die Schweiz auf den gelb-gesperrten Tah verzichten und ließ darüber hinaus aufgrund taktischer Überlegungen Wirtz und Mittelstädt auf der Bank. Schlotterbeck war einer von drei Neuen und verteidigte neben Rüdiger, der nach seinen Oberschenkelproblemen doch noch rechtzeitig das Go bekommen konnte. Links lief Raum auf, während Sané vorne die Tiefe bespielen und damit die physisch starken Dänen vor Probleme stellen sollte.
Bei den Skandinaviern gab es mit Hjulmand ebenfalls einen gesperrten Spieler. Der Mittelfeldmann hatte bei der Nullnummer gegen Serbien seine zweite Gelbe gesehen und musste folglich zuschauen. Coach Kasper Hjulmand vertraute daher auf den ehemaligen Bundesliga-Profi Dortmunder Delaney (113 BL-Spiele für Dortmund, Bremen und Hoffenheim) im Zentrum. Es war nicht der einzige Wechsel bei "Danish Dynamite", denn vorne verdrängte Skov Olsen den Wolfsburger Wind. Der zuletzt aufgrund von Magen-Darm-Problemen fragliche Eriksen konnte wiederum spielen.
Schlotterbecks verfrühte Freude
Die Anfangsphase gehörte ganz klar der DFB-Elf, die direkt Betrieb machte und auf die schnelle Führung drängte. Schlotterbeck glückte diese vermeintlich auch nach Ecke. Der Treffer zählte aber nicht, weil zuvor Kimmich Schlotterbecks Bewacher Skov Olsen unfair geblockt hatte (4.).
Es blieb also beim 0:0 - und druckvollen Deutschen, die Tempo machten, die Breite des Feldes nutzten und flach sowie schnell nach vorne kombinierten. Die Dänen waren stark gefordert und hatten mehrfach kritische Situationen zu überstehen: Kimmich scheiterte aus der Distanz an Keeper Schmeichel, bei der folgenden Ecke sauste Schlotterbecks Kopfball knapp am Kreuzeck vorbei (7.), ehe Havertz mit seinem Volley gegen Schmeichel den Kürzeren zog (10.).
Die Achtelfinals im Überblick
Deutschland hielt den Fuß zunächst weiter auf dem Gaspedal, doch die Dänen stellten sich mit zunehmender Spieldauer besser ein und fuhren sogar erste zaghafte Angriffsversuche: Rüdiger blockte entscheidend gegen Eriksen, der nach langem Ball und exzellenter Ballmitnahme aus 16 Metern abgezogen hatte (21.).
Blitz, Donner, heftiger Regen und Hagel
Potzblitz: Ein starkes Unwetter sorgte für eine Spielunterbrechung in der ersten Hälfte. Getty Images
Danach wurde es vor den Toren deutlich ruhiger, beiden Mannschaften glückte vorne nicht mehr viel und die Partie verlor sich ein wenig in Ungenauigkeiten. Ein starkes Unwetter mit Blitz, Donner, heftigen Regenfällen und sogar Hagel sorgte nach 35 Minuten für eine rund 20-minütige Spielunterbrechung.
Als der Ball wieder rollte, erwischte die DFB-Auswahl wieder den besseren Start, das Tor fiel aber nicht, weil Schmeichel zunächst gegen Havertz' Kopfball zur Stelle war und Schlotterbeck nur Sekunden danach ans linke Außennetz köpfte (37.). Auf der Gegenseite hatte Schlotterbeck großes Glück, dass sein leichtfertig vergebener Ball, er dribbelte sich im eigenen Sechzehner selbst aus, ungestraft blieb (Höjlund, 42.). Etwas später führte ein Musiala-Fehlpass zu einem brandgefährlichen Konter der Dänen, Neuer rettete jedoch stark gegen Höjlund und sicherte so das 0:0 zur Halbzeit (45.).
VAR und Andersen im Rampenlicht
Nach Wiederanpfiff standen der VAR und Dänemarks Andersen plötzlich im Rampenlicht: Zuerst kassierte der VAR einen Treffer des 28-Jährigen ein, weil Delaney in der Entstehung nur wenige Millimeter im Abseits gestanden hatte (48.), kurz darauf touchierte Andersen auf der Gegenseite eine Raum-Flanke nur minimal mit der Hand. Weil seine Hand abgespreizt war, gab es nach VAR-Check Strafstoß, den Havertz in seinem 50. Länderspiel sicher ins rechte untere Eck verwandelte (53.). Nur etwas später verpasste Havertz den nächsten Treffer, als er im Eins-gegen-eins rechts vorbeischoss (59.).
Die Dänen mussten nun öffnen, taten das auch und näherten sich dem Ausgleich an, Neuer aber parierte den zu zentralen Schuss von Höjlund (66.). Kurz darauf der entscheidende Konter auf der Gegenseite: Schlotterbeck schickte Musiala über links auf die Reise, der Münchner überwand dann den etwas zögernden Schmeichel mit einem Schlenzer ins rechte Eck (68.).
Das war im Grunde der Nackenschlag, Dänemark steckte zwar nicht auf und probierte es am Ende noch einmal, doch letztlich verpuffte die skandinavische Schlussoffensive in den Weiten des Dortmunder Stadions. Es blieb also beim 2:0, auch weil ein vermeintlicher Treffer des eingewechselten Wirtz wegen Abseits nicht zählte (90. +1) und Havertz an Schmeichel scheiterte (90.+5).
"Danish Dynamite" verabschiedet sich damit von der EURO, während Deutschland weiter vom vierten EM-Titel träumen darf. Am Freitag geht es in Stuttgart ab 18 Uhr im Viertelfinale weiter. Den Gegner ermitteln am Sonntag (21 Uhr) Spanien und Georgien im direkten Duell.