Frankreich hat es geschafft. Mit dem völlig verdienten 3:0 wurde der Gastgeber erstmals Weltmeister - trotz einer Stürmerflaute: Seit 442 Minuten trafen die Angreifer der Equipe Tricolore nicht mehr. Die Franzosen spielten konstruktiv und taktisch geschickt, nachdem sie ihr Nervenkostüm im Griff hatten. Die Brasilianer enttäuschten mit auf weltmeisterlichem Parkett noch nie erlebter schwacher, fast ungenügender Leistung.
Beide Mannschaften traten gegenüber dem Halbfinale mit jeweils einer Änderung an. Frankreichs Coach Jacquet brachte in der Viererkette Leboeuf für den Rot-gesperrten Blanc, bei Brasilien kam Cafu nach abgesessener Gelb-Sperre für Zé Carlos. Doch nach den Leistungen hätte Brasiliens Trainer Zagallo besser auf den knieverletzten Ronaldo verzichtet, denn der Weltfußballer des Jahres reichte in keiner Phase an seine frühere Gefährlichkeit heran. Dies lähmte das Spiel des Titelverteidigers, der meist durch die gutgestaffelte Mitte der Franzosen kam. Das lag vor allem an der brillant gestaffelten Defensive der Gastgeber, die mit acht Spielern die Partie eng zu machen versuchten, in der Zonendeckung aggressiv angriffen und damit früh störten. Deschamps lieferte die Partie seines Lebens, unterstützt von dem emsigen Petit.
Bei Ballbesitz strömten die Franzosen, immer wieder gelenkt von Zidane, nach vorn, wo Guivarc'h und Djorkaeff ständig die Positionen wechselten. Dennoch kamen kaum Strafraumsituationen zustande. So fielen die Treffer durch Zidane nach Standardsituationen. Die Brasilianer schienen nach dem Rückstand fast vor Ehrfurcht erstarrt, befreiten sich nur selten und viel zu unbeholfen aus ihrer Lethargie. Auch die Einwechslungen von Denilson und, nach der Dezimierung der Franzosen durch Gelb-Rot für Desailly, von Edmundo, brachten anstelle des erhofften Umschwungs nichts als die Fortsetzung von Einzelaktionen. Im Gegenteil nutzten die Gastgeber sogar noch einen ihrer Konter durch Petit zum 3:0.