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1929 - Bandenwerbung, Brauereien und ein schmerzhaftes Alkoholverbot

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1929 - Bandenwerbung, Brauereien und ein schmerzhaftes Alkoholverbot

Bandenwerbung in der Frühzeit des Fußballs - immer wieder spielten Brauereien eine große Rolle.

Bandenwerbung in der Frühzeit des Fußballs - immer wieder spielten Brauereien eine große Rolle.

So auch im Oktober 1929, als der New Yorker Börsencrash eine weltweite Wirtschaftskrise auslöste, die auch Auswirkungen auf den Fußball haben sollte. In den "Goldenen Zwanzigern" hatte sich der Fußball gesellschaftlich emanzipiert. Neue Sportanlagen und Stadien wurden errichtet, in denen auch vermehrt bekannte ausländische Stars dem runden Leder nachjagten. Das alles kostete natürlich Geld.

Obwohl offiziell alle Spieler Amateure waren, reichte bald das Engagement von Mäzenen nicht mehr aus, um den Spielbetrieb zu finanzieren. Lukrativ waren Freundschaftsspiele gegen prominente ausländische Klubs. Nachdem Österreich, Ungarn und die Tschechoslowakei aber den Professionalismus eingeführt hatten, schränkte der DFB 1925 die Austragung von Spielen gegen Profiteams aus steuerlichen Gründen drastisch ein.

Also mussten neue Geldquellen erschlossen werden. In den Vereinszeitungen warben schon seit langem vor allem dem Klub verbundene Geschäfte um Kundschaft. Jetzt aber tauchten auch auf den Sportplätzen große Werbeschilder auf, die sich auch an das zahlende Publikum wandten. Vor allem Brauereien, die Genussmittel- und Sportartikelindustrie waren da prominent vertreten.

Während der DFB offiziell "Geschäftemacherei" mit dem Fußball verurteilte, profitierte er vor den Olympischen Spielen 1928 in Amsterdam aber selbst von "Spenden" großer Konzernen wie der Firma Reemtsma und der IG Farben. Bereits 1927 war die Öffentlichkeit von der Verquickung des Fußballs mit der Brauerei-Branche aufgeschreckt worden, nachdem eine Änderung des Schankstättengesetzes zur Diskussion stand. Damit wäre nämlich der Ausschank von Alkohol auf den Sportplätzen und in den Vereinsheimen untersagt gewesen und den Vereinen eine wichtige Einnahmequelle weggebrochen.

Für die Vereine bedeutete die einsetzende Wirtschaftskrise zusätzliche Probleme, da mit dem Anstieg der Arbeitslosigkeit die Zuschauerzahlen zum Teil drastisch zurückgingen. Und die machten damals den Hauptanteil der Einnahmen aus.

Uli Matheja

1929: Was sonst noch geschah ...

Meister:SpVgg Fürth (nach 3:2 gegen Hertha BSC)