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Weg zum Super Bowl 50: Die Jagd auf Brady ist eröffnet

NFL, Regular Season 2015: Alle Augen auf Aaron

Weg zum Super Bowl 50: Die Jagd auf Brady ist eröffnet

Die Gejagten in der anstehenden NFL-Saison: die New England Patriots um Trainer Bill Belichick (Mitte) und Tom Brady (rechts). Links ist Präsident Jonathan Kraft zu sehen.

Die Gejagten in der anstehenden NFL-Saison: die New England Patriots um Trainer Bill Belichick (Mitte) und Tom Brady (rechts). Links ist Präsident Jonathan Kraft zu sehen. Getty Images

Rekordmann Brady vs. "Big Ben"

In der Nacht von Donnerstag auf Freitag (2.30 Uhr, MESZ) steigt in Foxborough das Eröffnungsspiel zwischen dem amtierenden Meister New England und Pittsburgh. Dabei treffen der von seiner Sperre von vier Spielen begnadete Tom Brady und Steelers-Dirigent Ben Roethlisberger aufeinander. Alleine dieses Duell hat bereits Finalcharakter: Der viermalige Rekord-Super-Bowl-Champion Brady (gleichauf mit Joe Montana und Terry Bradshaw) auf der einen Seite, der zweimalige Triumphator "Big Ben" auf der anderen. "Ich bin bereit für ein wenig Action", freut sich Patriots-Tight-End Rob "The Gronk" Gronkowski, der es 2014 auf 1124 Yards und zwölf Touchdowns brachte. Der 26-Jährige ergänzte in Bezug auf fehlende Spielpraxis - er wurde aufgrund seiner Anfälligkeit bei Verletzungen von Headcoach Bill Belichick in der Pre-Season nicht eingesetzt: "Ich fühle mich gut und bin aufgrund des Camps und der vielen Trainingseinheiten gut vorbereitet."

Beckham und Cooper - die neuen Stars?

Das Hauptaugenmerk liegt in der National Football League bekanntlich auf den Quarterbacks, die das Spiel ihrer Teams gestalten sollen. Doch für perfekte Spielabschlüsse in Form von Touchdowns braucht es die Zunft der Wide Receiver. Als Stars etabliert haben sich hier längst Calvin "Megatron" Johnson (Detroit Lions), Antonio Brown (Pittsburgh Steelers), Dez Bryant (Dallas Cowboys), Anquan Boldin (San Francisco 49ers), Wes Welker (Denver Broncos), Larry Fitzgerald (Arizona Cardinals) oder Randall Cobb (Green Bay Packers). Am Horizont taucht aber schon der Nachwuchs auf, der in der kommenden Spielzeit für Spektakel sorgen könnte. Genannt werden muss an dieser Stelle vor allem Giants-Fänger Odell Beckham Junior (22), der enorm fix unterwegs ist und speziell schier unmögliche Zuspiele mit einer Hand noch zu fassen kriegt - und genau das auch vor jedem Spiel in den Stadien mit Kopfhörern trainiert. Eine ähnliche Rolle könnte "Frischling" Amari Cooper (21) bei den Oakland Raiders einnehmen, der mit seiner starken Technik und den vielfältigen Routen schnell zum Liebling von Spielmacher Derek Carr aufsteigen könnte. Cooper wurde von den Raiders im Draft 2015 in der ersten Runde an Position vier gezogen.

Um einen kleinen Überblick von der anstehenden Spielzeit zu bekommen, blickt der kicker auf ein paar große Football-Adressen aus Amerika.

Die American Football Conference (AFC)

Manning & Co. - alle jagen Brady

New England setzte sich im Februar 2015 im Super Bowl mit 28:24 gegen Vorjahressieger Seattle durch . Trotz des hernach aufkommenden "DeflateGate" bis hin zur Begnadigung von Ikone Brady gelten die "Pats" nach wie vor als heißer Anwärter auf den AFC-Titel. Den ganzen Hickhack will Brady ab sofort ausklammern: "Mein Job ist es, der beste Quarterback zu sein, der ich sein kann. Das werde ich ab Donnerstag versuchen. Ich habe mich jetzt sieben Monate lang mit all dem beschäftigt. Ich bin jetzt wirklich an dem Punkt, an dem ich mich auf die Steelers konzentriere."

Trotz der Stärke New Englands ist klar, dass das Team von Trainer Bill Belichick von der gesamten AFC fortan gejagt wird. Allen voran von den großen Namen wie Denver, Pittsburgh oder Indianapolis mit dem hochveranlagten Spielmacher Andrew Luck, der sich auch von harten Hits nicht beirren lässt und mit der Unterstützung seiner Nebenmänner immer einen Einfall für einen gelungenen Angriff hat. "Andrew spielt jeden Spielzug, als wäre es der letzte", sagt Quarterback-Trainer Clyde Christensen über seinen Schützling. "Das darf man ihm auch nicht wegnehmen. Aber es gibt Situationen, in den man ein Risiko eingeht und in anderen lieber nicht." Ähnlich sieht es Headcoach Chuck Pagano: "Vor zwei Jahren waren wir eines der Teams, das die wenigsten Turnovers hatte, da wollen wir wieder hinkommen."

Peyton Manning

Geht in seine 18. NFL-Saison: Denvers Quarterback Peyton Manning. Getty Images

In Denver ruhen die Hoffnungen einmal mehr auf Spielmacher Peyton Manning, der gen Ende seiner Laufbahn liebend gerne noch seinen zweiten Ring anstecken möchte. Dafür hält der mittlerweile 39-jährige Routinier einige NFL-Rekorde: Mit 55 Touchdown-Pässen in der Regular Season 2013 hatte der Ex-Spieler der Indianapolis Colts zum Beispiel Tom Bradys einstige Bestmarke von 50 deutlich aus den Geschichtsbüchern radiert. Mit 606 Offensivpunkten führte Manning zudem erstmals ein Team über die 16 Spieltage an der Schallmauer 600 vorbei. Und mit sieben Touchdown-Pässen in einer Partie teilt sich der Quarterback zudem einen ewigen Rekord mit Nick Foles, der vor der kommenden Spielzeit von den Philadelphia Eagles zu den St. Louis Rams gewechselt ist. Altersmüdigkeit empfindet Manning derweil nicht, wie er gegenüber "CNN" vor dem Start in seiner 18. (!) NFL-Saison bestätigte: "Ich genieße nach wie vor das Training und den Wettkampf. Ich fühle mich gut, und ich möchte so lange weiterspielen, wie ich mich gut fühle."

Roethlisberger lobt die Qualität der Gemeinschaft

In "Steel City" spricht und redet man derweil vor allem über Star Roethlisberger, Runningback Le'Veon Bell und den derzeit wohl stärksten Receiver, Antonio Brown. "Wir wollen schnell starten und in jedem Spiel 30 Punkte erzielen," sprach ein selbstbewusster "Big Ben" gegenüber der "Pittsburgh-Post-Gazette". Lobende Worte fand der mit einem millionenschweren Vertrag ausgestattete Spielmacher auch über seine Vorder- und Nebenmänner: "Die Gruppe, die vor mir steht, ist mindestens genau so gut wie alle anderen in der Liga. Wir haben viele junge Spieler, die noch unbekannt sind. Aber sie haben so viel Potenzial von oben bis unten, wie wir es lange nicht in unserem Team hatten. Mit seinen 33 Jahren sieht sich der Steelers-Star ebenfalls noch lange nicht am Ende: "Ich habe immer gesagt, dass ich spielen werde, bis der liebe Gott oder Herr Rooney (Besitzer der Steelers, Anm. d. Red.) sagt, es geht nicht mehr."

Die National Football Conference (NFC)

Fragezeichen bei den Packers

In der Offensive ist Rekordmeister Green Bay (13 Titel, neun davon vor der Super-Bowl-Ära) nach wie vor grandios aufgestellt. Da trübt lediglich der Ausfall von Jordy Nelson (Kreuzbandriss) . Als Ersatzmann steht mit Davante Adams jedoch ein vielversprechender Athlet zur Verfügung. Wichtig war es auch, mit Wide Receiver Randall Cobb und Right Tackle Bryan Bulaga zu verlängern. Das Kernstück des Angriffs ist und bleibt aber natürlich Quarterback Aaron Rodgers, der in der gesamten Liga geschätzt und respektiert wird. Der "Gunslinger" ist kaum aus der Ruhe zu bringen und hat darüber hinaus immer Überraschungen parat beziehungsweise Asse im Ärmel.

Aaron Rodgers

Gilt als heißer Kandidat auf den MVP-Titel 2015: Aaron Rodgers. Getty Images

Fragezeichen wirft dagegen die Defensive auf, die oftmals nur noch Durchschnitt spielt und zu viele Punkte des Gegners zulässt - ein Clay Matthews allein reicht da schlichtweg nicht aus. Headcoach Mike McCarthy ließ zudem Davon House und Tramon Williams in die Free Agency ziehen, außerdem wird der zu den Cincinnati Bengals gezogene Linebacker A.J. Hawk eventuell schnell vermisst. Dafür hat das Team bei minimalen Abständen zu einem First Down eine besondere Waffe in der Hinterhand: Fullback und Fanliebling John Kuhn, der als Walzmaschine für ein, zwei Yards kaum zu bremsen ist. "Unsere Arbeit dreht sich darum, die Marke, die Tradition und die Geschichte der Green Bay Packers aufrecht zu erhalten", äußerte sich McCarthy im Vorfeld seiner zehnten Saison als Trainer der Käsestädter. "Natürlich passieren dabei auch Fehler. Aus denen musst du aber lernen."

Die Rückkehr des "A.P."

Die Minnesota Vikings haben nicht nur mit Teddy Bridgewater einen talentierten Quarterback, sie können ab sofort auch wieder auf die Dienste von Runningback Adrian Peterson setzen. Der 30-Jährige war am 12. September 2014 von der Grand Jury vom Montgomery County in Texas wegen fahrlässiger Körperverletzung seines Kindes angeklagt und später von der Liga für die gesamte Saison gesperrt worden. Der 30-Jährige hatte am Ende gestanden und seine Tat mit der texanischen Erziehung seiner Eltern "erklärt". Nun kann sich der Routinier wieder dem Football-Feld widmen. Seine sportlichen Qualitäten bleiben dabei unbestritten: Peterson ist nahezu unaufhaltbar, selbst mehrere Gegner können den explosiven Läufer kaum zurückwerfen.

Die Seahawks - nach wie vor eine Einheit

Unglaublich, aber wahr: Seattle strebte vor einiger Zeit nach Konstanz, die nun trotz NFL-typischer taktischer Probleme erreicht scheint. Nach dem Gewinn des Super Bowls 2014 wurde 2015 ebenfalls das Finale erreicht (24:28 gegen New England). Auch explodierende Verträge wie der von Quarterback Russell Wilson ( finanziell vom Rookie zum Star aufgewertet ) konnten das Personalgefüge kaum sprengen. So lässt es sich durchaus vorstellen, dass die Seahawks erneut den Sprung nach ganz oben schaffen können: Die "Legion of Boom" besteht immer noch aus den Größen Richard Sherman, Kam Chancellor und Earl Thomas. Hinzu kommt seit 2014 Cary Williams. Als Läufer bleibt Marshawn Lynch mit seinem "Beast Mode" unersetzlich, da werden sonstige Verfehlungen gerne hingenommen . Außerdem sicherte sich der Klub die Dienste von Jimmy Graham, einem der besten Tight Ends im Football-Sport.

Russell Wilson

Aushängeschild in Seattle: Quarterback Russell Wilson. Getty Images

Seattles Herzstück ist und bleibt aber Quarterback Russell Wilson, der der verlängerte Arm des geschätzten Trainers Pete Carroll ist. Nach seiner Vertragsverlängerung verkündete der hochveranlagte Athlet, der gerne auch selbst Richtung Endzone zieht, via Twitter: "Ich bin hocherfreut, vier weitere Jahre bei diesem Klub zu bleiben. Ich kann es gar nicht abwarten, mit den Jungs wieder auf dem Feld zu stehen."

Es ist demnach angerichtet, die neue Regular Season der National Football League kann beginnen. Enden wird sie schließlich am 7. Februar 2016. Dann steigt der 50. Super Bowl in San Francisco.

mag