Die deutschen Nationalspieler hätten bei den letzten EM- und WM-Turnieren lukrative Prämien einstreichen können, wenn sie weitgekommen statt in der Gruppenphase ausgeschieden wären. Doch das ist kein Vergleich zu dem, was für südkoreanische regelmäßig bei Großereignissen auf dem Spiel steht. Es geht teilweise um nicht weniger als die Profilaufbahn.
Nur mit außergewöhnlichen Erfolgen im Nationalteam können sie um den 20-monatigen Militärdienst herumkommen, der grundsätzlich für alle jungen Männer verpflichtend ist. Und so steht auch Woo-Yeong Jeong, Sommerneuzugang des VfB Stuttgart, in den kommenden Wochen unter einem besonderen Druck.
Der 23-Jährige fehlt dem VfB am Samstag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) im Auswärtsspiel beim 1. FSV Mainz 05 erstmals, weil er an den anstehenden Asienspielen teilnimmt, die vom 19. September bis 7. Oktober im chinesischen Hangzhou stattfinden. Sowohl die Schwaben als auch Jeong selbst hoffen, dass er möglichst bis zum Schluss dabei ist.
Freiburg winkt ein Bonus, den der VfB wohl gerne zahlen würde
Nur mit einer Goldmedaille wären der Mittelfeldspieler und seine Teamkollegen vom langen Wehrdienst befreit und müssten - wie Bayern-Neuzugang Min-Jae Kim im Sommer - nur einen kurzen leisten. Im Fall eines Misserfolgs könnte Jeong bis Ende 2025, nach Ablauf seines 26. Lebensjahres, eingezogen werden, auch wenn sich bei den Olympischen Spielen 2024 noch eine weitere Chance bieten könnte. Ein Fakt, der schon bei seiner Verpflichtung eine Rolle gespielt hat - auch finanziell.
Nach kicker-Informationen erhielt der SC Freiburg im Sommer eine Sockelablöse von 2,8 Millionen Euro vom VfB. Darüber hinaus wurden weitere Boni vereinbart, unter anderem für eine eventuelle Befreiung vom langen Militärdienst. Sollte Jeong, der bis Juni 2026 unterschrieben hat, diesem entgehen, würde die Summe auf gut vier Millionen Euro steigen.
Ansonsten droht der Karriereknick. Der Ex-Freiburger Chang-Hoon Kwon etwa war im Sommer 2021 vom SC extra nach Südkorea gewechselt, um dort beim Militärklub Gimcheon Sangmu parallel zum Fußball den Dienst an der Waffe abzuleisten. Seit dem Ende seines Wehrdiensts spielt er "nur" noch bei seinem Jugendklub Suwon Blue Wings, einem Kellerkind der ersten südkoreanischen Liga.
Jeongs Trainer bei den Asienspielen ist übrigens nicht Jürgen Klinsmann. Der 59-Jährige bereitet die A-Nationalmannschaft auf die Asienmeisterschaft im Januar 2024 vor. Bei den Asienspielen tritt eine U 23 an, die von Sun-Hong Hwang trainiert wird. Südkoreas Gruppengegner sind dabei Kuwait, Thailand und Bahrain.
