Es war der sprichwörtliche seidene Faden, an dem England hing. Wäre da nicht noch der Geniestreich von Jude Bellingham in der Nachspielzeit gewesen, hätten die Engländer die Heimreise angetreten. Und man muss kein Prophet sein, um zu sagen, dass Gareth Southgates Job mehr als gefährdet gewesen wäre nach den bisherigen Leistungen und einem Ausscheiden gegen den klaren Außenseiter Slowakei.
Spielbericht
Doch es kam nun mal anders - und Southgate war darüber nur bedingt überrascht, wie er nach der Partie erzählte. "Ich hatte so ein Gefühl, dass das Spiel noch nicht vorbei ist. Ich weiß, das klingt albern", sagte er im BBC Radio.
Torschütze Bellingham erhielt zudem ein Sonderlob, gerade weil er in der Schlussphase nicht mehr den Eindruck machte, als sei er noch matchwinnertauglich. Dass er es doch wurde, war auch Southgate zu verdanken - sagte Southgate. Weil er auf eine Auswechslung verzichtete. "15 Minuten vor Schluss fragt man sich, ob er noch stehen kann", so der 53-Jährige. Aber gerade der Real-Akteur oder auch Harry Kane "sorgen für solche Momente, und deshalb ändert man nichts, auch wenn die Leute nach weiteren Wechseln schreien. Wir hatten genug Angreifer auf dem Feld."
Rice und Kane beschwören Zusammenhalt
Im Viertelfinale treten die Three Lions nun gegen die bisher überzeugenden Schweizer an. Ein Spiel, das die Engländer nur gewinnen können, wenn alle an einem Strang ziehen. Dazu muss endlich Ruhe einkehren, auch in der Trainerdiskussion. Declan Rice versuchte, den Trainer aus der Schusslinie zu nehmen. "Wir hatten heute diesen Zusammenhalt und wir würden alles tun, um diesen Trainer zu schützen“, sagte der Arsenal-Profi. "Es ist eine Ehre, ein Teil des Ganzen zu sein."
In die gleiche Kerbe schlug auch Siegtorschütze Kane. "Wir reden viel über das Team, das wir aufgebaut haben, seit Gareth hier ist. Natürlich wissen wir, dass wir uns verbessern können, aber was die Leute und andere Teams unterschätzen, ist unser Teamgeist", sagte der Kapitän.
Torjubel als Provokation? Laut Bellingham war es ein "Insider"
Zum Thema
Etwas drastischere Worte, garniert mit einer Prise Trotz, kamen da wie so oft vom Bellingham. "Für England zu spielen ist schön, aber auch belastend, bei all dem Müll, der geredet wird", sagte der 21-Jährige. "Der Druck ist enorm hoch, die Fans erwarten viel, die Leute reden viel. Du darfst es nicht persönlich nehmen." Und: "Du bist 30 Sekunden davon entfernt, nach Hause zu fahren und das Gefühl zu haben, eine ganze Nation im Stich gelassen zu haben. Und in 30 Sekunden und mit einem Schuss kann sich alles ändern."
Für Verwunderung sorgte sein Torjubel, bei dem er einen Griff in den Schritt andeutete. Eine Provokation in Richtung der slowakischen Bank? Davon wollte Bellingham nichts wissen. "Das war ein Insider in Richtung ein paar meiner Freunde, die im Stadion waren. Nichts als Respekt für die Slowakei und wie sie heute gespielt haben."