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Österreich im Tal der Tränen: "An Fußball-Tragik nicht zu überbieten"

Rangnick-Elf scheidet als bessere Mannschaft aus

Österreich im Tal der Tränen: "An Fußball-Tragik nicht zu überbieten"

Michael Gregoritschs Anschlusstreffer war letztlich nichts wert.

Michael Gregoritschs Anschlusstreffer war letztlich nichts wert. IMAGO/Focus Images

Aus Leipzig berichtet Nikolaus Fink

Ganz getrocknet waren die Tränen noch nicht, als sich Michael Gregoritsch am späten Dienstagabend in Leipzig den Fragen der Journalisten stellte. Er sei "extrem traurig" und "extrem enttäuscht", erklärte der 30-Jährige, der den österreichischen Fans mit seinem Anschlusstreffer zum 1:2 nach 66 Minuten wieder Hoffnung gegeben hatte. Trost war das Tor für Gregoritsch keiner: "Es ist fürchterlich, quasi nichts wert."

EM-Achtelfinale

"Es ist an Fußball-Tragik nicht zu überbieten", haderte Gregoritsch - und spielte damit auf die doch deutliche Überlegenheit seiner Mannschaft an. Die Dominanz auf dem Spielfeld (21 zu sechs Torschüsse, 60 zu 40 Prozent Ballbesitz) konnte die Elf von Ralf Rangnick letztlich nicht in Tore ummünzen. "Wir hätten sicher die eine oder andere Chance nutzen müssen", kritisierte Gregoritsch.

Seiwald hätte Österreich im Vorteil gesehen

Ähnlich sah es Mittelfeldmann Nicolas Seiwald: "Die zweite Halbzeit war wieder richtig gut. Wir haben die Türkei dominiert und müssen dann halt ein zweites Tor machen." Beinahe wäre dieser in der Nachspielzeit auch noch gelungen, Türkei-Keeper Mert Günok konnte einen Kopfball von Christoph Baumgartner aber sensationell entschärfen. Seiwald: "Es war brutal, wie er den rauskratzt."

"Wenn da das 2:2 fällt, bin ich davon überzeugt, dass wir es in der Verlängerung drehen", führte der Leipzig-Legionär aus. So muss Österreich weiterhin auf den ersten Sieg in einer EM-K.-o.-Runde warten. "Man hat gesehen, dass es möglich gewesen wäre. Daher tut es umso mehr weh", trauerte Seiwald dem möglichen Viertelfinaleinzug hinterher.

"Es wird extrem schwer, sich davon zu erholen"

Für Teamchef Ralf Rangnick fühlte sich die Niederlage gar "völlig sinnlos und unverdient" an. Dass sich Österreich seit seinem Amtsantritt im Juni 2022 zweifelsfrei stark entwickelte und in Deutschland nach der starken Gruppenphase zu den Geheimfavoriten gezählt hatte, machte das Aus für Rot-Weiß-Rot umso bitterer. "Es ist der schlimmste Weg, so auszuscheiden", meinte Gregoritsch.

Während es die Türkei am Samstag (21 Uhr, LIVE! bei kicker) im Viertelfinale mit den Niederlanden zu tun bekommt, geht es für die ÖFB-Profis nun in den Urlaub. Ob sie diesen auch genießen können, darf angesichts des bitteren Ausscheidens allerdings bezweifelt werden. Gregoritsch: "Von der Fußball-Nacht her ist es mit die schwerste, die ich erlebt habe. Es wird extrem schwer, sich davon zu erholen."

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