Aus Düsseldorf berichtet Nikolaus Fink
Kleinigkeiten, das wurden die Protagonisten der ÖFB-Elf vor dem EM-Auftaktspiel nicht müde zu betonen, können gegen einen Gegner aus der Güteklasse Frankreichs entscheidend sein. Dass Österreich am Montagabend dann nicht einmal selbst Schuld an einer letztlich doch nicht ganz so kleinen Kleinigkeit hatte, hinterließ nach der 0:1-Niederlage gegen die Equipe Tricolore einen umso bittereren Beigeschmack. Denn der schwache Schiedsrichter Jesus Gil Manzano entschied nach der Großchance von Christoph Baumgartner (36.) auf Abstoß anstatt auf Eckball. Was im gesamten Düsseldorfer Rund für Verwunderung sorgte.
EM-Gruppenphase - 1. Spieltag
"Eine krasse Fehlentscheidung vom Schiedsrichter", sparte auch Teamchef Ralf Rangnick nicht mit Kritik am Unparteiischen, der seinen Fehler in der Halbzeitpause eingestand. Dass der Ball wenige Augenblicke später im Netz der Österreicher zappelte, dafür konnte Gil Manzano freilich nichts. Zumindest nicht direkt. "Bei uns Spielern kann auch jede Situation gefährlich werden, wenn du einen Fehler machst. Und genauso ist es beim Schiri", meinte Phillipp Mwene in der Mixed Zone. "Ich glaube, das ganze Stadion hat gesehen, dass es ein Eckball für uns sein muss." Dennoch hätte dies "eigentlich" keinen Einfluss auf die nachfolgenden Sekunden haben dürfen, so Mwene.
Linke Abwehrseite nach 34 Minuten vorbelastet
Dass das Gegentor über die linke Abwehrseite der Österreicher fiel, war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr sonderlich überraschend. Sowohl Unglücksrabe Maximilian Wöber (16.) als auch Mwene (34.) hatten zuvor - zurecht - die Gelbe Karte gesehen. "Natürlich ist es ein bisschen schwieriger, wenn du mit Gelb in Zweikämpfe reingehst. Da musst du schon vorsichtiger sein", erklärte Mwene.
Insgesamt zeigte Gil Manzano am Montagabend gleich fünf österreichischen Spielern (Wöber, Mwene, Baumgartner, Laimer, Danso) die Gelbe Karte. "Ich finde, das gab das Spiel nicht her", war Rangnick vor allem mit der Verteilung - bei Frankreich wurden mit Ousmane Dembelé und Kylian Mbappé lediglich zwei Akteure verwarnt - unglücklich. Das sah auch Hoffenheim-Legionär Florian Grillitsch so: "Es hat jeder gesehen, dass jede 50:50-Entscheidung gegen uns war."
Pentz: "Er hatte keine klare Linie"
Somit droht der ÖFB-Elf im letzten Gruppenspiel gegen die Niederlande (25. Juni, 18 Uhr, LIVE! bei kicker) ein personeller Aderlass. "Bei einem Turnier, wo es nach zwei Gelben Karten eine Sperre gibt, kann man schon cleverer entscheiden", kritisierte Torhüter Patrick Pentz den Unparteiischen für dessen "kleinliche" Spielleitung. "Er hatte keine klare Linie."
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Am kommenden Freitag geht es für Österreich (18 Uhr, LIVE! bei kicker) mit der richtungsweisenden Begegnung gegen Polen weiter. Auf die Aufstellung werden die Gelben Karten aus dem Frankreich-Spiel laut Rangnick keinen Einfluss haben: "Wir werden gegen Polen die best- und stärkstmögliche Mannschaft aufbieten."