Bundesliga (D)

Nagelsmanns Verhältnis zu Tuchel: "War nicht mein Ziehvater"

Ihre gemeinsamen Monate in Augsburg und die Folgen

Nagelsmanns Verhältnis zu Tuchel: "Er war nicht mein Ziehvater"

Kennen sich schon seit vielen Jahren: Julian Nagelsmann (li.) und Thomas Tuchel, hier im Februar 2016.

Kennen sich schon seit vielen Jahren: Julian Nagelsmann (li.) und Thomas Tuchel, hier im Februar 2016. imago images/Sven Simon

Auch im Fußball will man gerne Zusammenhänge sehen, die es gar nicht gibt. Jürgen Klopp und Thomas Tuchel zum Beispiel: Müssten die beiden nicht dicke Kumpels sein, so oft, wie sich ihre Wege schon kreuzten? Und war Tuchel nicht auch Julian Nagelsmanns Mentor, als dieser erste Einblicke in den Trainerberuf sammelte?

Beides haben die Beteiligten längst dementiert. "Es gibt viele Leute, die wir beide kennen. Das war's", sagte Klopp vor zwei Jahren über Tuchel. Und auch Nagelsmann will nichts davon wissen, dass ihm Tuchel den Weg als Trainer geebnet hat - auch wenn das gerade jetzt eine schöne Geschichte wäre, da Letzterer Ersteren als Cheftrainer des FC Bayern beerbt.

Es war in der Saison 2007/08, als Tuchel, damals 34, und Nagelsmann, damals 20, gemeinsam beim FC Augsburg angestellt waren. Tuchel war Nachwuchskoordinator und Trainer der zweiten Mannschaft, Nagelsmann FCA-II-Neuzugang von 1860 München. Weil er sich eine schwere Knieverletzung zuzog und seine Karriere beenden musste, absolvierte der Spieler Nagelsmann jedoch kein einziges Spiel unter dem Trainer Tuchel. Stattdessen übernahm er bald eine andere Aufgabe - aus ganz pragmatischen Gründen.

"Man konnte Julians Liebe zum Spiel sehen"

"Ich hatte in Augsburg noch einen gültigen Vertrag", erzählte Nagelsmann einmal bei "Spox". "Da mich der FCA weiterhin bezahlte, habe ich für Tuchel Gegner gesichtet. Die Alternative wäre eine Vertragsauflösung gewesen, und das wollte ich nicht." Durch den Scoutingjob habe er damals neben dem Studium Geld verdient.

Tuchel gefiel Nagelsmanns Arbeit: "Er hat das sehr aufmerksam gemacht", erinnerte sich Tuchel 2020, "und gezeigt, dass er sich bis ins Detail mit dem Gegner befasst, dass er Lösungen sucht. Man konnte in dieser Arbeit auch Julians Liebe zum Spiel sehen." Das "Talent zur Analyse des Spiels" sei damals schon außergewöhnlich gewesen. Nagelsmann war schließlich fast noch Teenager.

"Er hat mich auf die Idee gebracht, Trainer zu werden"

Ein besonderes, gar Vater-Sohn-ähnliches Verhältnis pflegten die beiden aber ganz offensichtlich nicht. "Ich war sein Spieler, mehr nicht", so Nagelsmann Jahre später, da werde "mehr Hype gemacht, als wirklich war". "Er war nicht mein Ziehvater, auch wenn ihn viele als solchen bezeichnen. Dafür war unser Verhältnis zu pragmatisch."

Dennoch war es die Zeit, als Nagelsmanns Trainerkarriere begann. "Ich bin ihm natürlich sehr dankbar dafür, dass er mich sozusagen auf die Idee brachte, Trainer zu werden", sagt er über Tuchel. "Durch ihn bekam ich die Chance, Assistent bei meinem alten Jugendtrainer Alexander Schmidt in der U 17 von 1860 zu werden. In Augsburg wurde mir der Trainerposten in der U 12 angeboten, aber ich hatte es auf den Leistungsbereich abgesehen."

Und sollte Tuchel im Sommer 2023 mit dem FC Bayern Titel gewinnen, wäre es sogar ein kleines bisschen wie vor 15 Jahren: Wieder würde er von Nagelsmanns Vorarbeit profitieren.

jpe

München, Deutschland 25. März 2023: Fussball, Herren, Saison 2022 2023, FC Bayern München, Pressekon

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