Bei Belgien um den langjährigen Coach Roberto Martinez (seit 2016) herrschte nach der 0:2-Niederlage gegen Marokko im zweiten Gruppenspiel große Unzufriedenheit. Wenig überraschend gab es einige Veränderungen, vor allem in der Offensive: Onana (Gelb-Sperre) wurde durch Dendoncker ersetzt, ferner setzten sich die Hazard-Brüder genau wie Batshuayi zunächst auf die Bank. Carrasco, Trossard und Mertens begannen dafür.
Die Ausgangslage gegen Kroatien, das nach dem 4:1-Erfolg gegen Kanada unverändert begann, war klar. Die Roten Teufel benötigten einen Sieg, den Kroaten hätte ein Remis sicher für das Achtelfinale gereicht. Doch die Kockasti ruhte sich, anders als Polen am Vortag gegen Argentinien, nicht auf dem 0:0 aus - drückte vielmehr von Beginn an auf die Führung: Keine zehn Sekunden waren gespielt, da kam Perisic in aussichtsreicher Position zum Abschluss, verfehlte den Kasten rechts nur knapp (1.). Kroatien legte los wie die Feuerwehr, schnürte Belgien in der eigenen Hälfte ein.
Flotter Beginn - Chancen auf beiden Seiten
3. Spieltag - Gruppe F
Nach knapp zehn Minuten konnten sich die Roten Teufel besser aus der Umklammerung befreien - und spielten nun selber zielstrebig nach vorne. Es entwickelte sich ein rasanter Schlagabtausch, in dem auch Belgien zu Chancen kam: Carrasco verpasste nach Flanke von Mertens nur knapp (11.), wenig später schlenzte Mertens selbst den Ball drüber (13.). Auf der anderen Seite zeigte Schiedsrichter Anthony Taylor nach Carrascos Foul an Kramaric plötzlich auf den Punkt. Die Szene wurde aufgrund einer wohl hauchzarten Abseitsposition zuvor jedoch überprüft - und die Strafstoßentscheidung daraufhin revidiert (18.).
Nach einer knappen halben Stunde Tempofußball auf beiden Seiten beruhigte sich die Partie. Beide Mannschaften waren bemüht, kamen jedoch nicht mehr in Abschlusspositionen wie noch zu Beginn. Die Roten Teufel zeigten sich einmal mehr behäbig und relativ ideenlos, wobei auch die Kroaten ihren Offensivfußball nicht mehr auf den Platz brachten. Kurz vor der Pause ergab sich nochmal die Chance für die Belgier, doch Mertens traf den Ball im Fünfer nicht richtig (42.), sodass es torlos in die Pause ging.
Lukaku im Pfostenpech
Kroatien kam dominant aus der Kabine und spielte sich direkt in der Hälfte der Roten Teufel fest. In dieser Phase gab es Abschlüsse beinahe im Minutentakt, die jedoch nur vereinzelt gefährlich wurden, da der letzte Pass in den Strafraum meist unpräzise blieb. Ganz anders bei den Belgiern, die nach der Pause ihren etatmäßigen Top-Stürmer Lukaku in die Partie brachten. Und der stand direkt doppelt im Mittelpunkt: Erst wuchtete er das Leder aus kurzer Distanz an den rechten Pfosten (60.), dann köpfte er nach Lovrens unfreiwilliger Vorarbeit knapp drüber (62.).
Belgier Chancenwucher in der Schlussphase
Da Marokko im Parallelspiel gegen Kanada führte, benötigte Belgien ein Tor fürs Weiterkommen - und das war spürbar. Die Roten Teufel probierten alles, warfen sich in jeden Ball und machten in der Schlussphase weiter Druck. Immer wieder wurde Lukaku in Szene gesetzt, doch der Stürmer erwischte einen äußerst unglücklichen Tag und brachte den Ball trotz reihenweise guter Chancen einfach nicht im kroatischen Tor unter: Einmal verfehlte er per Schienbein (87.), in der letzten Minute der regulären Spielzeit klappte es aus kürzester Distanz nicht mit der Brust (90.). So blieb es beim für Kroatien schmeichelhaften Remis.
Da Marokko sein Parallelspiel gegen Kanada mit 2:1 gewann, schieden die Belgier als Gruppendritter aus. Die Kroaten sicherten sich Platz zwei und zogen ins Achtelfinale ein. Dort treffen sie auf den Gruppensieger der deutschen Gruppe.