Legionäre

Gurtner: "Der Sprung ins kalte Wasser hat sich ausgezahlt"

Zwischendurch Meer statt Office

Gurtner: "Der Sprung ins kalte Wasser hat sich ausgezahlt"

Andrea Gurtner ist die Nummer 1 beim griechischen Spitzenklub OFI.

Andrea Gurtner ist die Nummer 1 beim griechischen Spitzenklub OFI. OFI

Als sie mit knapp 17 Jahren nach ein paar Probetrainings ein Angebot von Inter Mailand hatte, winkte Andrea Gurtner noch ab. "Da war ich einfach noch nicht so weit", blickt sie im Gespräch mit dem kicker zurück. Schule und Familie genossen oberste Priorität. Reisestrapazen hatte die Torfrau aus Braunau ohnehin schon genug, zunächst als LAZ-Schülerin in Ried, dann als Fußballerin der ÖFB-Frauen-Akademie in St. Pölten.

Aktuell hat Gurtner ein Appartement auf Kreta, direkt am Meer mit Pool und ihr Auto bezahlt auch noch ihr neuer Klub OFI. "Ich war richtig baff. Der Sprung ins kalte Wasser hat sich ausgezahlt", lacht die 22-Jährige, die nun auch nicht mehr nebenbei einer anderen Tätigkeit nachgehen muss.

LASK als Zwischenstation

Bis Oktober arbeitete Gurtner beim LASK nämlich noch 20 Stunden die Woche im Front Office. Am Spielfeld und in der Kraftkammer legte sie mit David Stemmer, dem Torfrauentrainer der Oberösterreicher, einige Extra-Schichten ein, oft im Morgengrauen. "Sie war unglaublich weit, als sie zu uns gekommen ist und dennoch jede Minute lernbereit. Sie ist überaus ehrgeizig und stets positiv eingestellt. Es war eine große Freude, mit ihr zu arbeiten", schwärmt Stemmer. Davor hatte Gurtner auch schon Auslandserfahrung bei UD Tenerife gesammelt.

Die Kapitäninnen der Frauen-Bundesliga 2023/24

Im Falle eines Aufstiegs (der LASK führt aktuell die Tabelle der 2. Frauen-Bundesliga an) würden die Oberösterreicher Gurtner wohl wieder anrufen. "Ja, die Arbeit mit David war höchst professionell und ich bin auch sehr dankbar, dass mir der LASK beim Wechsel keine Steine in den Weg gelegt hat. Jetzt widme ich mich aber einmal voll und ganz OFI", sagt Gurtner, die bei den Griechen einen Einjahresvertrag mit Option auf eine weitere Saison unterschrieben hat.

Champions League?

Offizielles Ziel ist ein Platz im oberen Drittel der Tabelle. "Ich kann mir aber vorstellen, dass auch der Meistertitel und die Champions League ein Thema werden", so Gurtner. In den ersten fünf Runden hat OFI immer gewonnen, außer den Heimspiel-Hit gegen Tabellenführer PAOK Saloniki (0:1). Gurtner, die in Österreich schon für Kleinmünchen, Altenmarkt, Landhaus/Austria und Wacker Innsbruck in der Bundesliga spielte, ist bei OFI als Nummer 1 gesetzt, obwohl eine der vier Legionärinnen immer zuschauen muss.

Ich bin keine typische österreichische Fußballerin, muss nicht unbedingt nach Deutschland oder England.

Andrea Gurtner

"Die Qualität ist ähnlich wie in Österreich, auch mit einem Gefälle nach unten. Aber die Intensität ist höher, das kommt mir entgegen. Und die Fans sind hier auch im Frauenfußball fast alle enthusiatisch. Bei uns tauchen sie sogar mit Bengalen auf", lacht Gurtner, "richtig cool ist, dass hier im Klub alle gut Englisch sprechen. Das ist enorm hilfreich. Ich wurde super aufgenommen."

Andrea Gurtner im ÖFB-Teamtraining mit Manuela Zinsberger. GEPA pictures/Hans Oberlaender

Wann es endlich mit ihrem ersten Länderspiel-Einsatz für Österreich klappt, darüber zerbricht sich Gurtner, die unter ÖFB-Teamchefin Irene Fuhrmann schon mehrere Lehrgänge absolvierte, nicht den Kopf. "Ich bin keine typische österreichische Fußballerin, muss nicht unbedingt nach Deutschland oder England. Vielleicht einmal Italien."

Thomas Schöpf

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