Noch kurz das Haar gerichtet, dann war Felix Nmecha nach Abpfiff für das Selfie mit Fans auf der Tribüne bereit. Der erste Auftritt in seiner neuen fußballerischen Heimat hätte für den Zugang vom VfL Wolfsburg gar nicht besser laufen können. Nach seiner Einwechslung zur Pause erzielte der Nationalspieler die beiden entscheidenden Treffer beim 3:1-Sieg gegen Ajax Amsterdam und bekam dafür Lob von seinem Trainer. Zudem blieben ohne die organisierte Fanszene im Stadion zumindest zunächst auch Unmutsäußerungen aus, die wegen Nmechas umstrittenen Aktivitäten in den sozialen Medien befürchtet wurden.
Nmecha taucht überall auf dem Feld auf
"In 45 Minuten hatte er fünf oder sechs Torabschlüsse", berichtete Terzic nach dem Spiel anerkennend, wenn auch nicht überrascht: "Er hat das gezeigt, was wir schon in ihm gesehen haben, bevor wir ihn geholt haben." Das Spielfeld sehe "manchmal zu klein für ihn aus. Mit seinen langen Schritten kann er nahezu überall auf den Platz kommen", befand der Trainer. In der Tat war Nmecha in den 45 Minuten überall zwischen den Strafräumen zu finden - und zweimal auch entscheidend darin. Nach zwei Ablagen von Sebastien Haller und Ramy Bensebaini traf er jeweils überlegt, ein dritter Treffer war bei weiteren Versuchen nicht fern. "Er kann wichtig für uns werden, das hat er heute auch gezeigt", bilanzierte Terzic zufrieden.
Der Auftritt von Nmecha machte Mut, auch der des gesamten Teams. Zwar musste auch Alexander Meyer im Tor das eine oder andere Mal eingreifen, um ein zweites Gegentor zu verhindern, nach vorne aber präsentierte sich Dortmund spielfreudig und zielstrebig. Auch die beiden anderen Neuen neben Nmecha feierten ein gelungenes Heim-Debüt: Marcel Sabitzer, der vor allem vor der Pause im zentralen Mittelfeld die Fäden zog und aus der Tiefe immer wieder linienbrechende Pässe beisteuerte, und Bensebaini, der nicht nur bei der Vorlage zum dritten Tor auffiel, überzeugten.
Überzeugend, doch noch nicht gesetzt
Während Sabitzer auf der Acht und Bensebaini als Linksverteidiger für den Pflichtspielauftakt gesetzt scheinen, muss Nmecha allerdings noch um seinen Platz kämpfen. Am Sonntag startete Marco Reus neben Sabitzer auf der Acht, Julian Brandt ersetzte den kurzfristig ausgefallenen Linksaußen Karim Adeyemi (muskuläre Probleme), ist aber auch ein heißer Kandidat für die Planstellen direkt vor dem Sechser Emre Can.
Terzic dürfte der Konkurrenzkampf gefallen, zumal der auf einigen anderen Positionen deutlich weniger ausgeprägt ist. "Er ist so nah dran wie alle", befand der Coach zu Nmecha: "Er muss es sich verdienen." Die kurze Zwangspause während der US-Reise wegen Problemen im Oberschenkel sei zumindest kein Hindernis mehr: "Physisch konnte er wieder 45 Minuten sammeln. In der vergangenen Woche konnte er nahezu komplett trainieren. An der Physis wird es nicht liegen."