Den dritten Sieg im dritten Qualifikationsspiel wollte Interims-Bundestrainer Horst Hrubesch mit seinem DFB-Team gegen Polen klar machen und so einen großen Schritt in Richtung Europameisterschaft in der Schweiz gehen. Dabei verzichtete der 73-Jährige, wie vorab angekündigt, auf Experimente, im Vergleich zum 3:1-Sieg gegen Island Anfang April gab es lediglich zwei Veränderungen: Frohms erhielt zwischen den Pfosten den Vorzug vor Berger, Kapitänin Popp kehrte nach überstandener Knieverletzung zurück und verdrängte Senß auf die Bank.
Bei den Polinnen, die nach zwei Niederlagen zum Auftakt punktlos auf dem letzten Tabellenplatz der Qualifikationsgruppe vier standen, brachte Trainerin Nina Patalon neben Bundesliga-Torschützenkönigin Pajor auch die Deutschland-Legionärinnen Matysik (Leverkusen), Achcinska, Padilla-Bidas und Wiankowska (alle Köln). In das Nachbarschaftsduell ging Polen als der klare Außenseiter.
Zieniewicz unglückliches Eigentor
Doch ehe sich der vermeintliche Favorit Deutschland versah, stand es bereits 0:1. Nur 28 Sekunden (!) waren gespielt, da bediente Pajor am Fünfmeterraum Padilla-Bidas, die den deutschen Tiefschlaf prompt bestrafte. Die frühe Führung kam den Polinnen natürlich enorm entgegen, sie zogen sich nun an den eigenen Strafraum zurück, ließen die Deutschen kommen und lauerten auf Konter.
Zwar lief die DFB-Elf mit wachsender Spieldauer immer schwungvoller an, fand gegen die disziplinierte polnische Defensive jedoch kaum Lösungen. Ein erster Schuss von Schüller strich knapp über die Latte (7.), eher zufällig fiel später der Ball vor die Füße von Nüsken, die aus kurzer Distanz an einer Fußabwehr von Keeperin Szemik scheiterte (14.). Auf der anderen Seite blieb auch Polen gefährlich, gegen aufgerückte und defensiv unsichere DFB-Frauen boten sich immer wieder Kontergelegenheiten. Pajor vergab im Eins-gegen-eins mit Frohms das 2:0 (17.), etwas später rettete Oberdorf in höchster Not noch zur Ecke (23.).
EM-Qualifikation, Gruppe 4
Erst nach einer halben Stunde fanden die Gastgeberinnen besser ins Spiel, klarere Kombinationen ließen die immer wieder aggressiv störenden Polinnen ins Leere laufen. Und die Chancen nahmen zu: Popp köpfte genau in die Arme von Szemik (30.), die auch drei Minuten später stark gegen Schüller parierte. Eine Ecke brachte schließlich den Ausgleich - jedoch auch mit viel Glück: Ein Ball, den Schüller knapp verpasste, überraschte Zieniewicz, die die Kugel mit dem Gesicht ins eigene Netz lenkte (34.). Das 1:1 war auch der Pausenstand, auch da Padilla-Bidas nach einem Konter knapp drüber schoss (42.), während uninspirierte DFB-Frauen nicht mehr gefährlich wurden.
Power-Play nach dem Seitenwechsel
Mit drei Wechseln und deutlich schwungvoller kam das DFB-Team aus der Kabine, zog gleich zu Beginn des zweiten Durchgangs ein Power-Play auf: Die eingewechselte Senß hatte aus acht Metern das 2:1 auf dem Fuß, schoss jedoch knapp vorbei (46.), ebenso wie drei Minuten später Schüller aus der Drehung (49.) und Bühl von der Strafraumkante (54.). Brand brachte später nach einer Ecke keinen Druck mehr hinter einen Kopfball, Szemik konnte noch zupacken (63.).
Aus dem Nichts zeigte sich plötzlich Pajor mal wieder vorne - und wie: Begleitet von Gwinn knallte die Torschützenkönigin einen Schlenzer ans rechte Lattenkreuz (63.). Es war der endgültige Weckruf für die Deutschen, die nun auf die Siegerstraße einbogen: Ein Missverständnis in der polnischen Hintermannschaft nutzte Schüller eiskalt aus und brachte die DFB-Elf in Führung (77.).
Gwinn staubt ab - und trifft vom Punkt
In der Schlussphase zeigte das Hrubesch-Team nun endlich, was es konnte und erspielte sich reichlich Torchancen: Bühl scheiterte an Szemik (83.), die fällige Ecke staubte Gwinn zum 3:1 ab, nachdem Achcinska noch stark gegen Schüller auf der Linie klärte (84.). Nach zwei Freigang-Chancen binnen einer Minute, die Szemik stark parierte (86., 87.), gab es nach einem Foul an Bühl einen Elfmeter, den erneut Gwinn sicher zum 4:1-Endstand verwandelte (88.).
Wie schon beim 3:2 gegen Österreich drehte das DFB-Team damit einen frühen Rückstand und verdiente sich den Sieg gegen bis zum Ende aufopferungsvoll verteidigende Polinnen mit einer starken zweiten Hälfte. Nur noch ein Sieg trennt das Hrubesch-Team nun von der EM-Endrunde in der Schweiz. Bereits im Rückspiel gegen Polen am kommenden Dienstag (18 Uhr, LIVE! bei kicker) kann im polnischen Gdingen das EM-Ticket fix gebucht werden.
Die weiteren Qualifikationsspiele auf Island (12. Juli) und gegen Österreich (16. Juli) wären dann eine ideale Vorbereitung auf die Olympischen Spiele in Paris (26. Juli bis 11. August), bei denen das Team von Horst Hrubesch in der Vorrunde auf Australien, die USA und Sambia trifft.