Das Urteil von Luis de la Fuente stand schon nach dem 1:0 gegen Italien im zweiten Gruppenspiel dieser Europameisterschaft fest: "Auf der ganzen Welt gibt es keine bessere Nationalmannschaft als die spanische." Und: "Spanische Fußballer sind die besten der Welt." Damit brachte der 63-jährige Fußballlehrer auf den Punkt, was seine Furia Roja in diesem Turnier bislang klar erkennbar von allen Konkurrenten abhebt: Der einzigartige Mix aus kollektiver Stärke und individueller Klasse.
2015 und 2019 führte de la Fuente bereits die spanische U 19 bzw. U 21 zu EM-Titeln. Die Chancen auf eine Wiederholung mit dem A-Team 2024 formuliert der breitschultrige Coach nach dem hochverdienten 4:1 im Achtelfinale gegen Georgien nun so: "Wir sind die beste Mannschaft - aber das bedeutet noch nicht, dass wir gewinnen."
Deutschland ist eine Fußballmacht - es könnte auch das Finale sein.
Luis de la Fuente
Dass de la Fuente am Freitag gegen Gastgeber Deutschland ein Viertelfinale "auf Augenhöhe" erwartet, gehört ohnehin zum guten Ton. "Dieses Spiel könnte auch das Finale sein. Wir treffen auf eine Fußballmacht, Deutschland hat großartige Spieler und ist gut organisiert. Es wird um Kleinigkeiten gehen." De la Fuente ist natürlich erfahren genug, um zu wissen, dass er Recht hat. Beziehungsweise seinen Schützlingen stete Wachsamkeit vermitteln muss, damit diese sich nicht an der eigenen spielerischen Dominanz berauschen.
Latent scheint diese Gefahr jedenfalls insofern vorhanden, als die Chancenverwertung wie schon gegen Italien auch gegen Georgien mangelhaft ausfiel. Wollte man einen spanischen Schwachpunkt benennen, so ließe sich anführen: Der Furia Roja mangelt es an Killerinstinkt, hochüberlegen geführte Partien auch wirklich frühzeitig zu entscheiden.
Starke Konterabsicherung, doch die Effizienz bleibt ausbaufähig
Auch die an sich hoffnungslos überforderten Georgier bekamen so immer mal wieder Momente, um Morgenluft zu wittern. An defensiver Konsequenz bei der Konterabsicherung lassen die Iberer unterdessen kaum etwas zu wünschen übrig. Vor allem dank der Mittelfeldstrategen Rodri und Fabian - aber auch ein offensiver Shootingstar wie Stürmer Nico Williams ist sich nicht zu schade, selbst bei einer 3:1-Führung noch am eigenen Strafraum auszuhelfen.
"Jedes Team hat Schwächen, keiner ist perfekt", stellt de la Fuente derweil mit Blick auf die ausbaufähige Effizienz lakonisch fest. Doch wer würde es einem 16-jährigen Supertalent wie Lamine Yamal verdenken, dass es mitunter noch "zu verspielt" agiert?
Musiala und Wirtz? "Nico und Lamine sind einfach herausragend"
Überhaupt dürften beim Duell am Freitag auf beiden Seiten auch die juvenilen Hochbegabten im Fokus stehen. Williams und Yamal auf der einen, Jamal Musiala und Florian Wirtz auf der anderen Seite. Wer den größeren Einfluss auf die Partie nehmen wird? "Nico und Lamine", erklärt Spaniens Dani Olmo im Brustton der Überzeugung. "Sie sind einfach herausragend, wir genießen alle ihre tolle Form."
Einen weiteren hoffnungsvollen Youngster könnte Dani Olmo indes kurzfristig verdrängen. Der Leipziger überzeugte im Achtelfinale als Einwechselspieler für den diesmal leicht abfallenden Pedri. Damit gab Dani Olmo zumindest ein deutliches Empfehlungsschreiben für eine Startelf-Nominierung gegen Deutschland ab. "Es wird auf jeden Fall ein besonderes Spiel für mich", sagt der 26-jährige Mittelfeldkönner, "gegen Kollegen und Freunde." Und womöglich mit ihm in tragender Rolle.