Bundesliga

Das VAR-Desaster ist nur die Spitze des Eisbergs

Kommentar

Das VAR-Desaster ist nur die Spitze des Eisbergs

Der VAR sorgte zuletzt für reichlich Gesprächsstoff. 

Der VAR sorgte zuletzt für reichlich Gesprächsstoff.  GEPA pictures

Fehlentscheidungen gab es im österreichischen Fußball seit der Einführung des Videoschiedsrichters wahrlich zur Genüge. Ein derartiger Fauxpas wie im Spiel zwischen dem LASK und Austria Lustenau (1:0) ist aber selbst für heimische Verhältnisse neu. Denn niemand, wirklich niemand, konnte in der Nachspielzeit ein Foul von Cem Türkmen an Florian Flecker erkennen. Mit Ausnahme von Hauptschiedsrichter Harald Lechner und VAR Christian Petru-Ciochirca.

Ja, Schiedsrichter sind auch nur Menschen. Und ja, Menschen machen Fehler. Aber eine Erklärung für diesen Elfmeterpfiff kann es schlichtweg nicht geben. Dass dieser mit Lechner auch noch vom besten Unparteiischen des Landes kam, verdeutlicht einmal mehr, dass die Referees aktuell heillos überfordert sind. Woche für Woche reiht sich eine Fehlentscheidung an die nächste - und das trotz der Unterstützung des Videoschiedsrichters.

Das richtige Werkzeug in den falschen Händen

Der VAR an und für sich ist dabei nicht das Problem. Er ist das richtige Werkzeug in den falschen Händen. Denn wenn Schiedsrichter einfachste Situationen selbst nach Ansicht der TV-Bilder falsch beurteilen, ist dafür wohl kaum die Technik verantwortlich. Es sind die Menschen dahinter, die den Herausforderungen des modernen Fußballsports nicht gewachsen sind. Dafür gibt es Gründe. Gründe, die auf ein kaputtes System zurückzuführen sind.

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Ehrenamtlichkeit in der Schiedsrichterführung, fehlende Compliance-Regeln im ÖFB, schlechte Kontakte zur UEFA und FIFA, katastrophale Kursgestaltung. Die Mängelliste ist lang. Und zeigt, dass es im heimischem Schiedsrichterwesen an allen Ecken und Enden an Professionalität fehlt. Das wissen offenbar auch die Referees selbst: Erst Anfang Februar wurde eine Rundumerneuerung im Fußballverband gefordert.

Eine Disqualifikation des Videoschiedsrichters

Einer Rundumerneuerung bedarf es auch hinsichtlich der Fehlerkultur. Dass Unparteiische, die eine Entscheidung nach VAR-Studium ändern, schlechter bewertet werden, ist schlicht und ergreifend unsinnig. Denn somit fördert man lediglich den Verzicht auf den Nutzen des Videoschiedsrichters. Es entsteht der Eindruck, dass überhaupt kein Interesse an einem faireren Sport besteht. Mit diesem Argument wurde die Einführung des VAR ja einst begründet.

Dieses Misstrauen ist es auch, das die Situation für alle Beteiligten so schwierig macht. Dass WSG-Spieler Raffael Behounek nach einer folgenlosen Fehlentscheidung am Sonntag zu einem Rundumschlag gegen die österreichischen Unparteiischen ausholte, beweist, wie tief die Gräben zwischen den beiden Parteien aktuell sind. Und es ist nicht davon auszugehen, dass sich daran so schnell etwas ändern wird. Denn dafür bräuchte es im verstaubten Schiedsrichterwesen grundlegender Änderungen.

Nikolaus Fink