Die englische Nationalmannschaft geht in vergifteter Atmosphäre in die K.-o.-Runde bei der EM. Als sich Trainer Gareth Southgate nach dem enttäuschenden 0:0 gegen Slowenien am Dienstagabend in Köln beim eigenen Anhang bedankte, erwiderten nur manche auf den Rängen den Applaus. Stattdessen waren lautstarke Buhrufe zu hören und Becherwürfe in seine Richtung zu sehen.
"Ich verstehe das", erklärte Southgate später auf der Pressekonferenz mit Verweis auf die gestiegene Erwartungshaltung in den vergangenen Jahren, zeigte sich aber auch schwer irritiert: "Das schafft ein ungewöhnliches Arbeitsklima. Ich habe noch keine andere Mannschaft gesehen, die weitergekommen ist und ähnlich behandelt wurde."
Die Three Lions erreichten das Achtelfinale zwar als ungeschlagener Gruppensieger mit nur einem Gegentor, kamen trotz ihres Luxus-Kaders gegen Serbien (1:0), Dänemark (1:1) und Slowenien nur zu fünf Punkten - und hatten ob ihrer biederen Auftritte auch kaum mehr verdient. Schon bei der EM-Generalprobe gegen Island (0:1) hatte sich angedeutet, dass einer der Top-Favoriten nicht in Top-Form ist.
"Besser gegen mich als gegen die Mannschaft"
Southgate, der die Leistung gegen Slowenien überraschend als "Schritt nach vorne" wertete, konnte dem Fan-Frust gegen seine Person auch etwas Positives abgewinnen. "Besser gegen mich als gegen die Mannschaft", findet er. "Ich bin sehr stolz auf die Spieler, wie sie damit umgehen." Das Wichtigste sei, "dass die Fans weiter hinter der Mannschaft stehen".
Nach dem Achtelfinale, das England am Sonntagabend (18 Uhr, LIVE! bei kicker) in Gelsenkirchen gegen einen Tabellendritten bestreitet - auch die Niederlande sind dabei eine Option -, will Southgate wieder in die Kurve gehen. "Es gibt Momente im Spiel, in denen ich die Spieler auffordere, furchtlos zu sein, und ich werde nicht davor zurückschrecken, unseren Fans zu danken."