Zuletzt hatte der FC Bayern wieder einiges an Schlagzeilen produziert - die zwei entscheidendsten: drei Pflichtspielniederlagen am Stück sowie die dadurch entstandene große Lücke auf Spitzenreiter Leverkusen und das unter der Woche kommunizierte Aus von Trainer Thomas Tuchel zu Saisonende. Der noch nicht mal für ein ganzes Jahr als Nagelsmann-Nachfolger angestellte Münchner Coach reagierte für dieses wichtige Topspiel gegen die Leipziger auf jeden Fall mit drei Wechseln im Vergleich zur 2:3-Pleite in Bochum: Für den weggebrochenen Rechtsverteidiger Mazraoui (Muskelfaserriss im Oberschenkel) rückte Kimmich auf die Außenverteidigerposition, dafür war neben Goretzka Platz auf der Doppelsechs für Pavlovic. Außerdem starteten Dier und Sané für Kim und Choupo-Moting (jeweils Bank).
RB-Trainer Marco Rose nahm nach dem 2:0-Sieg gegen Gladbach ebenfalls drei Tausche vor: Blaswich kehrte für Gulacsi (muskuläre Beschwerden in der Bauchmuskulatur) in den Kasten zurück, Simakan übernahm für Klostermann (Muskelverletzung im Oberschenkel) und vorn stürmte Sesko anstelle von Poulsen (Bank).
Rose hatte außerdem Tuchel und München trotz der jüngsten Schwächephase Respekt gezollt: "Die Bayern sind die Bayern. Das sind Jungs, die über Jahre gelernt haben, Sieger zu sein."
Kane und Sané lassen die Führung liegen
Und so trat der Rekordmeister auch auf - ziemlich selbstbewusst und spielstark. Gerade im Mittelfeld ließen Goretzka, Müller und der agile Guerreiro über den linken Flügel den Ball häufig gut laufen. Allerdings, und das gehörte auch zur Wahrheit: Sowohl die FCB-Offensivakteure als auch die auf Konter lauernden Sachsen um den pfeilschnellen Openda oder den dribbelstarken Xavi bissen sich an den jeweils äußerst stabil auftrenden Defensivreihen die Zähne aus. Bedeutete auch, dass Spieler wie de Ligt, Dier oder auf der anderen Seite Orban einen sehr guten Job verrichteten.
Ein paar Chancen oder Möglichkeiten im Ansatz gab es aber dennoch: So konnten die RBL-Akteure direkt mal einen Neuer-Fehler im Aufbau nicht in einen Abschluss ummünzen (1. Minute), ehe Kane nach starker Guerreiro-Flanke an einer tollen Tat von Blaswich sowie am Pfosten verzweifelte (5.). Es folgte ein Xavi-Distanzschuss, der deutlich links vorbeiging, ehe Musiala einen zauberhaften Steckpass an Orban vorbei in den Lauf des nicht im Abseits stehenden Sané spielte. Der DFB-Nationalspieler ließ sich von Blaswich aber abdrängen und verpasste somit am Ende sogar den Schussversuch aus spitzem Winkel. Womöglich wäre ein direkter Heber die bessere Wahl gewesen (34.).
Bundesliga, 23. spieltag
Letzten Endes ging es mit einem 0:0 in die Katakomben, auch weil Kane bei einem Fallrückzieher aus guter Lage die Kugel nicht voll genug traf (42.) und der Engländer bei einem Schlenzer den kreuzenden Sané abschoss (43.). Außerdem wusste jener Sané noch stark bei einem RB-Konter zu retten (45.+2).
Kane trifft in der Leipziger Sturm- und Drangphase
Nach ruhigem Neustart in Abschnitt zwei waren in der Folge dann erstmals auch die Gäste am Drücker - und das auch spielerisch. Es wurde der Ball gut verteilt, die Münchner ferngehalten und offensiv einiges entfacht.
Haidara scheiterte hier mit einem Distanzschuss an Neuer (53.), in derselben Minute feuerte Simakan einen Volley knapp links vorbei - und Xavi schloss zu zentral ab. So konnte auch hier Neuer zupacken. Und als wäre der Frust über das liegengelassene 1:0 nicht schon genug gewesen, fingen sich die Sachsen kurze Zeit später das 0:1. Bei einem Konter kam es hier vor dem RB-Sechzehner zum Zweikampf zwischen Schlager und Musiala, bei dem der RB-Profi die Kugel zusammen mit dem Münchner unglücklich in den Lauf von Kane legte. Der Engländer feuerte aus leicht spitzem Winkel souverän ins Eck, da hatte Blaswich keine Chance (56.).
Kane steht goldrichtig
Nachdem die Leipziger in ihrer nur durch dieses Gegentor einmal unterbrochenen besten Phase weiter am Drücker gewesen waren und durch Sesko (61., 64.) weitere Top-Möglichkeiten ausgelassen hatten, gelang ihnen aber auch schnell das verdiente 1:1. Nach Ablage von Dani Olmo konnte sich der zuvor mehrmals hadernde Sesko aber bei Goretzka bedanken, der seinen Abschluss hier entscheidend wie unhaltbar für Neuer zum 1:1 abfälschte (70.). Wieder stand es unentschieden - und genau darauf zielte dieses Spiel gefühlt auch ab.
Während die Leipziger (hier Joker Yussuf Poulsen) spät mit leeren Händen dastanden, feierten die Münchner dank Doppelpacker Harry Kane einen wichtigen Sieg. Getty Images
Denn in der Schlussphase passierte insgesamt bis auf eine vergebene Kane-Kopfballchance aus guter Lage (80.) nicht mehr viel. Alles deutete im Grunde auf eine Punkteteilung hin. In der Nachspielzeit hatte ein Mann aber etwas dagegen. Sein Name: Kane. Nach langem Dier-Diagonalpass zu Choupo-Moting, der nicht im Abseits gestanden hatte, folgte die Ablage auf den Engländer. Und mit seinem linken "Huf" schoss der Nationalmannschaftskapitän souverän ins rechte untere Eck zum gefeierten 2:1-Sieg ein (90.+1).
Der FC Bayern, der mit diesem wichtigen 2:1 nicht nur den Rückstand auf Spitzenreiter Leverkusen gleichhalten und zugleich den eigenen Platz 2 festigen konnte, beendete damit nach drei Pflichtspielniederlagen am Stück den jüngsten Negativlauf - und das in Spiel eins nach der Tuchel-Abschiedsentscheidung. Weiter geht's für den amtierenden Meister in Freiburg am kommenden Freitag (20.30 Uhr). Leipzig muss einen Tag später nach Bochum (15.30 Uhr) und hier einen neuen Angriff Richtung Champions-League-Ränge unternehmen.