Bundesliga

Austria Wien - Yes, we Can!

Die jungen Violetten wieder im Fokus

Austria Wien - Yes, we Can!

Austrias Can Keles wusste gegen Ried zu überzeugen.

Austrias Can Keles wusste gegen Ried zu überzeugen. GEPA pictures

"Aus der Akademie kommt ja nichts raus." Den Satz hat Manfred Schmid schon gehört, da war er selbst noch in der Akademie. In der Frank-Stronach-Akademie in Hollabrunn als Trainer. Der dreifache Meisterkicker widersprach den Vereinsgranden, meinte, dass schon was rauskommen würde, wenn man die Jungs auch spielen lasse würde.

Zu seiner eigenen Überraschung stieß er nicht auf taube Ohren, sondern wurde 2007 zum Co-Trainer der Austria Amateure (wie die Young Violets damals noch hießen) bestellt. Jetzt konnte er an der Seite von Thomas Janeschitz selbst für die Durchlässigkeit sorgen. Und das tat er. Alex Grünwald und Alex Gorgon kamen damals ebenso in die Mannschaft wie Andi Ulmer. Markus Suttner, den Schmid bereits bei seinem Amtsantritt 2002 in Hollabrunn unter seine Fittiche bekam, war schon einen Schritt weiter.

Der Vorzeige-Akademiker

Dem "Sutti" gratulieren die Violetten am Samstag vor dem Anpfiff des Spiels gegen die SV Ried (4:1) zu seinem 300. Pflichtspiel für die Austria. Der vor einem Jahr von seinen Auslandsstationen in Deutschland und England zurückgekehrte Kapitän ist heute so etwas wie der verlängerte Arm von Manfred Schmid.

"Die Chance für die Akademiespieler ist bei der Austria heute so groß wie nie", schaut der 34-jährige Austria-Akademiker der ersten Stunde, dass die Burschen fokussiert bleiben. Denn auch beim lange ersehnten ersten Heimsieg gegen die SV Ried, waren es wieder die von Manfred Schmid forcierten Jungen, die in die Hauptrollen schlüpften.

Ivkic' Musterflanke

Zwar musste die Entdeckung der Vorwoche, Ziad El Sheiwi, dem fast doppelt so alten Jubilar auf der linken Abwehrseite wieder den Vortritt lassen, und auch der gegen die Admira noch groß aufspielende Matthias Braunöder (19) kam gegen die Rieder nicht so gut zur Geltung, dafür zeigte sich Leonardo Ivkic (18) vor allem offensiv von seiner besten Seite.

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Nachdem Seifedin Chabbi die frühe Austria-Führung durch Manfred Fischer billig egalisiert hatte, war es der bullige Ivkic, der sich im Zweikampf mit Satin (vielleicht auch mit einem Foul?) durchsetzte und eine Musterflanke auf den Kopf von Djuricin zirkelte, der nur noch zur 2:1-Pausenführung einnicken musste.

Yes, he Can!

Für das Highlight des Abends sorgte aber der für den angeschlagenen U19-Teamstürmer Muharem Huskovic (18) erstmals in die Startelf gerutschte Can Keles (20), als er mit einem sehenswerten Knaller, der per Innenstange im Netz landete, das 3:1 und damit die Vorentscheidung besorgte.

Der Wiener Neustädter trägt seit der U13 Violett "und weiß noch gar nicht, wie gut er ist", gerät Manfred Schmid über seinen Linksaußen fast ins Schwärmen. "Manchmal ist er mir noch zu wenig im Spiel, aber er hat ein riesiges Potenzial. Er kann mit seiner Schnelligkeit und seinem Schuss eine richtige Waffe für uns werden."

Langsam wachsen's z'samm

Den Schlusspunkt setzte mit Georg Teigl wieder ein Oldie. Aber auch am 4:1 war ein junger Violetter beteiligt - die 18-jährige Leipzig-Leihe Noah Ohio, in der Vorwoche noch selbst Torschütze, bereitete es mit einer perfekten Hereingabe mustergültig vor. "Ich merke schon, hier wächst etwas zusammen. Auch die Stimmung in der Kabine ist jetzt eine ganz andere als in den ersten Tagen. Da wurde mir noch zu viel geraunzt. Das hat sich aufgehört. Mit den Siegen wächst natürlich auch das Selbstbewusstsein", sorgt der 50-jährige Schmid dafür, dass die Austria zumindest sportlich in der Spur bleiben. Entscheidend ist aber in diesem Fall nicht auf dem Platz, wie eine alte Fußballweisheit besagt, sondern in der Geschäftsetage.

Horst Hötsch