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Tottenham titelreif? "Die Fans sollen träumen, wir nicht"

Postecoglou führt die Spurs zu Startrekord

Tottenham titelreif? "Die Fans sollen träumen, wir nicht"

Gesichter der "neuen" Spurs: James Maddison, Heung-Min Son und Trainer Ange Postecoglou (v. li.).

Gesichter der "neuen" Spurs: James Maddison, Heung-Min Son und Trainer Ange Postecoglou (v. li.). imago images (2)

Erst seit vergangenem Sommer ist Angelos "Ange" Postecoglou Trainer von Tottenham Hotspur. Der Australier mit griechischen Wurzeln kann aber in erster Linie deshalb nur wenig über die bis dato letzte Meisterschaft der Spurs sagen, weil er erst 1965 geboren wurde - und der letzte Liga-Gewinn noch länger zurückliegt.

Seit 1960/61, als Tottenham sogar das Double gewann, sind die Londoner nicht mehr so stark in eine Saison gestartet, die 23 Punkte unter Postecoglou nach den ersten neun Spieltagen sind ergo vereinsinterner Premier-League-Rekord. Kein schlechter Einstand.

Erfrischender Offensivfußball - ohne Kane

Der 58-Jährige, von Celtic gekommen, lässt die Spurs, die in den vergangenen Jahren mitunter destruktiv daherkamen, mehr und mehr entschlossenen Offensivfußball spielen. Das funktioniert - sogar ohne Schlüsselspieler Harry Kane, der die Insel im Sommer gen München verlassen hat.

Postecoglou scheint als vierter dauerhafter Trainer seit Mauricio Pochettino und Tottenhams Einzug ins Champions-League-Finale 2019 nicht nur wieder für Konstanz auf der Trainerposition sorgen zu können, er schafft diese Konstanz gerade auch auf dem Platz. Neuzugang James Maddison aus Leicester, der die Rückennummer zehn von Vereinslegende Kane übernommen hat, trumpft mit bisher drei Toren, fünf Vorlagen und jeder Menge Einfluss auf, Heung-Min Son findet mit bereits sieben Liga-Toren aktuell zu alter Stärke zurück.

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Das Duo erzielte beim 2:0-Sieg im Stadtduell mit Fulham am Montagabend die beiden Tore der Spurs, die dadurch weiterhin ungeschlagen und Tabellenführer bleiben - inzwischen zwei Punkte vor Manchester City und Arsenal. Vor dem Meister und dem Vizemeister. Und das nicht nach drei Spielen, sondern nach neun; und das nicht zufällig, sondern weitgehend souverän.

"Wir wollen, dass die Fans träumen", bremste Maddison nach dem jüngsten Sieg bei "BBC Sport" daher nur bedingt. Die erfolgsentfremdeten Spurs-Anhänger sollen den Moment genießen. "Wir aber bleiben fokussiert und denken von Tag zu Tag", ergänzte der Neuzugang das, was sein Trainer wahrscheinlich hören wollte.

Postecoglou lässt sich von der unerwarteten Euphorie jedenfalls nicht davontragen, was bisher vermutlich eines seiner Erfolgsprinzipien war. Nach seinem Startrekord geriet der Coach vielmehr ins Poltern: "Mit der zweiten Hälfte war ich wirklich unzufrieden, das waren unsere schlechtesten 45 Minuten", hieß es nach dem Fulham-Sieg. "Mit dem Ball waren wir nicht einmal in der Nähe des Niveaus, das wir bisher gezeigt haben."

Solche Selbstkritik in einem Moment des Erfolgs darf die Konkurrenz durchaus als Warnung verstehen - wie auch Postecoglous ernste Einschätzung: "Wir können definitiv noch besser sein."

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