Int. Fußball

Bellingham & Co.: Wenn Real Madrid tief in die Tasche greift

103 Millionen Euro Ablöse für den 19-Jährigen

50:50-Chance bei Bellingham? Wenn Real tief in die Tasche greift

Königstransfers der Königlichen: Cristiano Ronaldo, Jude Bellingham und James Rodriguez (v. li.).

Königstransfers der Königlichen: Cristiano Ronaldo, Jude Bellingham und James Rodriguez (v. li.). imago images (3)

Jedes Jahr ein "Galactico" - diese Transferpolitik war einmal bei Real Madrid. Und doch müssen die Königlichen ab und an tief in die Tasche greifen, wenn sie sich personell verstärken möchten, das ist auch beim anstehenden Umbruch so. Reals erster großer Transfer des Sommers ist bereits fix, Jude Bellingham kommt von Borussia Dortmund.

Für den 19 Jahre alten Mittelfeldspieler legt Madrid stolze 103 Millionen Euro auf den Tisch - das macht Bellingham zum zweitteuersten Transfer der ruhmreichen Vereinsgeschichte. Doch eine hohe Ablösesumme garantiert noch keinen (persönlichen) Erfolg, wie ein Blick auf die Top 10 der teuersten Real-Transfers zeigt.

Manche Wagnisse klappen, andere nicht

Rund 60 Millionen kann man so oder so investieren. Im Jahr 2000 war das für Luis Figo vom Erzrivalen FC Barcelona noch mal deutlich mehr Geld als 2019 für Luka Jovic von Eintracht Frankfurt. Zumal der Portugiese in Madrid Weltfußballer wurde und die zunächst sehr erfolgreiche Ära der "Galaktischen" einläutete, während der Serbe sportlich nie wirklich Fuß fassen konnte und inzwischen in Florenz spielt.

Dass die Dinge manchmal auch an Faktoren scheitern, die nur schwer zu beeinflussen sind, zeigt der Transfer von Kaka, der wie jener von Cristiano Ronaldo im Sommer 2009 über die Bühne ging. In den Anfangsjahren stimmten die Leistungen des 65 Millionen Euro schweren Brasilianers (zuvor AC Mailand) noch, der jedoch mehr und mehr unter Verletzungen litt und irgendwann nur noch Ergänzungsspieler war.

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Die 73,5 Millionen Euro an Juventus Turin für Zinedine Zidane aus dem Sommer 2001 gelten wohl mit als die am besten investierten bei Real Madrid. Nicht nur wegen des Champions-League-Sieges samt Siegtor gleich in der ersten Saison, sondern auch, weil der Franzose später als Erfolgstrainer an alte Wirkungsstätte zurückkehrte.

In dieser Rolle sorgte Zidane dann gewissermaßen dafür, dass James Rodriguez (zuvor AS Monaco) frühzeitig aussortiert wurde und seine 80-Millionen-Ablöse nach einer starken ersten Saison 2014/15 unter Carlo Ancelotti nicht rechtfertigen konnte.

80 Millionen Euro waren auch große Vorschusslorbeeren für Aurelien Tchouameni, der vor einem Jahr aus Monaco kam und schneller als womöglich geplant Casemiro beerben sollte. Nach einem starken Saisonbeginn verlor der 23 Jahre alte Franzose zwar seinen Stammplatz, er kann sich aber noch beweisen (Vertrag bis 2028).

Cristiano Ronaldo, Gareth Bale

Cristiano Ronaldo und Gareth Bale ließ sich Real Madrid einiges kosten - doch ihr Erfolg gab den Königlichen Recht. imago images/Manuel Cedron

Hazard wurde zum großen Flop

Mit seinen über Jahre teuersten Transfers landete Real zwei Volltreffer: Cristiano Ronaldo (94 Millionen Euro an Manchester United) brach ab 2009 etliche Rekorde, gewann zahlreiche Titel und ging als "Alfredo di Stefano der Moderne" in die königliche Vereinsgeschichte ein. Teamkollege Gareth Bale kam 2013 für kolportierte 101 Millionen Euro von Tottenham und erlangte zwar nicht den Status von CR7, tat sich aber ebenso als Final-Spezialist und Titelhamster hervor.

Die Messlatte liegt also hoch für Bellingham, der mit seinen 19 Jahren theoretisch lange Zeit haben wird, seinen Wert (103 Millionen Euro) unter Beweis zu stellen. Ein mahnendes Beispiel aus jüngerer Vergangenheit ist allerdings Eden Hazard, der durch Boni mit inzwischen rund 115 Millionen Euro Reals Transferrekord hält (2019 vom FC Chelsea) und Madrid nun nach vier Jahren ohne großes Zutun als großer Flop verlässt. Was die Erfolgsquote in Reals Top 10 ungefähr zu 50:50 macht.

Karriere-Zeitpunkt und Position sind mit Bellingham freilich schwer zu vergleichen, der gemeinsam mit Tchouameni für ein neues königliches Transfer-Konzept zu stehen scheint: Für zentrale Mittelfeldspieler haben sie lange nicht mehr so viel Geld ausgegeben.

Niklas Baumgart

13 verschiedene Klubs, zwei deutsche: Alle Champions-League-Sieger seit 1993